Über Leonard Cohen darf man ja nichts Böses sagen, sonst springt einem die Musikpolizei in den Nacken, doch die feiert ja oft Alben, die sie sich nur in den Schrank, in die Sammlung stellt, aber nicht anhört. Ich muss schmunzeln, als mich der erste Song des neuen Leonard Cohen-Albums erreicht. Was habe ich auch erwartet? Genau das. Aber das langweilt mich. Leider!
Alle sprechen von der Wichtigkeit Cohens und Hallelujah und Suzanne. Doch das ist lange her. Wir schreiben das Jahr 2012 und Cohen bleibt bei Blues-Folk mit Poetry-Slam, der sich wichtig nimmt. Nach zwei, drei Songs bin ich zwar in der Stimmung angekommen, die man wohl benötigt, um Cohens Tragik zu folgen, doch die Lieder werden nicht besser. Die Backingband muckt wie die Heavytones von Raab und Cohen hängt zwischen den Akkorden, mal in Time, mal nicht. Wie ein Playback klingt die Musik. Die Songs bleiben im Blues-Gerüst ohne wirkliche Schnörkel und ohne wirkliche Refrains.
„Different Sides“ bietet kurz Popmusik an. Macht alles auch nicht besser. Da können auch die Backgroundsängerinnen wie Jennifer Warnes keinen Drive mehr hineinträllern. Cohen sitzt seine Platte aus. Doof ist ja auch, dass ich beim Hören immer an Tom Waits denken muss. Der hat ja letztes Jahr ein amtliches Comeback hingelegt. Doch ist es nicht verwunderlich, dass man am liebsten wechseln wollen würde? Cohen suhlt sich in seinem Standing. Er hat vergessen, richtige Songs mit ins Studio zu nehmen.
„Aber die Texte sind doch so schön“, schreit mir die Musikpolizei ins Gesicht. Dann sollte Cohen lieber weiter Bücher veröffentlichen. Nur „Crazy To Love You“ überzeugt mich mit einer Flamencogitarre. Der Rest ist pure Langeweile und man wünschst sich, es bald durchgeschafft zu haben, um wenigstens sagen zu können, man hätte „Old Ideas“ gehört. Mir hat ein Durchgang gereicht, mit zwei Mal „Crazy To Love You“. Ich bin sehr enttäuscht und lege Cohen zu den Akten.
P.S. An alle Rezensenten: Bitte nicht so viele Textpassagen zitieren, um die Review länger und griffiger zu machen! Ich weiß, über die Musik zu schreiben, und so den Mythos Cohen zu beschädigen, ist bei Old Ideas nicht einfach…