The Crookes Live – Hamburg, Molotow 30.11.2011

Bis auf die Straße stehen die Fans. Alle wollen The Crookes sehen, die sich in den letzten zwei Jahren einen Namen erspielt haben und so aus dem Schatten eines Geheimtipps und des Namedroppings herausgestiegen sind.
Unten im Molotow ist es schon pickepackevoll. Die Mädchen hängen am Merchandise-Stand rum, denn hier kann man sich von Sänger George Waite die Jutetaschen oder T-Shirts signieren lassen. Waite wirkt trotz der langen Tour frisch und ausgeglichen. Er schenkt den Mädchen sein schönstes Lächeln.

Die Vorband Big Tennis spielt bereits. Sie bieten amtlichen, aber etwas langweiligen und steifen Indie-Rock an, der gut ins Radio passt, doch live nicht mit genügend Drive daherkommt. Mit einem wohlwollenden Applaus werden sie in den Feierabend geschickt. Dann kurz nach 22.00 Uhr betreten die jungen The Crookes aus Sheffield die Bühne. Die Kids sind fast andächtig, als das erste Stück beginnt. Eine mutige Wahl haben die Crookes da getroffen, denn „City Of Lights“ ist eine getragene Nummer, die sich langsam aufbaut und eher zum Zuhören als zum Ausrasten dient. Das Hamburger Publikum scheint kurz geschockt. Sind wir etwa auf dem falschen Konzert? Wurde uns nicht zackiger Mod-Pop versprochen, Tanzflächen-Breaker aus den Indie-Clubs der Stadt?
Die Crookes lassen sich nicht beirren. Waite singt fantastisch. Er und seine Mitstreiter sind eine der sauber spielendsten Bands der Stunde. Keine Wackler, alles harmonisiert. Jedes Schnippen oder Klatschen sitzt auf dem Punkt. Die Backingvocals geben die nötige Unterstützung. Nach der Schockstarre der Zuhörerschaft bieten die Crookes erstmal ihre bekannten Hits an. „Chorus of Fools“ und „Godless Girl“ laden sofort zum Schwofen ein. Endlich reagiert das Publikum.
Trotz aller Schmißigkeit der Songs vergessen die Crookes ihr Handwerk nicht. Einige im Publikum werden sich wohl fragen, ob das noch live ist oder von Band kommt. Ich bin restlos begeistert, obwohl mir der bassige Sound des Mischers ein wenig auf den Geist geht, aber das ist Geschmacksache. Nun folgt Hit auf Hit und das Publikum entspannt sich langsam. „The Crookes Laundry Murder 1922“ und „Backstreet Lovers“ funzen richtig. Jetzt genießen die Hamburger jeden Akkord, jede Geste und jeden schwitzigen Haarschüttler Waites. Sie sind doch auf der richtigen Veranstaltung. Die Mädchen wirken verliebt.
Die Crookes bieten ein Potpourri der letzten 60 Jahre britischer Musik. Der Smiths-Vergleich hinkt zwar etwas, doch in gewissen Momenten kann man das schon mal äußern. Für mich sind die sympathischen Buben eher ein frischer Aufguss der Housemartins. Aber bei allem Namedropping muss man den Sheffieldern ein eigenes Gesicht attestieren. Die Crookes sind in ihren Stücken unglaublich sicher. Sie wissen, was und wann sie anziehen müssen. Eine Ohrenweide. Das Publikum scheint nicht jeden Song zu kennen und ist dann schnell beruhigt als Waite einen neuen Song ankündigt. Kann man also nicht kennen. Das Konzert flutscht so durch. Alle Hits wurden untergebracht. Ein Liveerlebnis, das Lust macht, die frisch gekauften Vinyl-Singles noch in der Nacht aufzulegen. Dazu einen Schluck Bier. Traumhaft.

0 Gedanken zu „The Crookes Live – Hamburg, Molotow 30.11.2011“

  1. Kann die positive Kritik leider nicht teilen. Der Sound war nicht nur bassig, sondern einfach nur dumpf. Der Gesang klang als würde der Sänger durch ein Kopfkissen durchsingen und war zudem auch zu leise. Auch die anderen Instrumente klangen einfach nur schlecht, für mich wars nur ein Soundbrei. Mir ist es rätselhaft, dass das nicht besser geht. Ich war im Molotow schon auf vielen Konzerten und habe dort auch schon glasklaren Sound gehört, es kann also nicht an den Akustikeigenschaften der Räumlichkeit liegen. Unter den Voraussetzungen kann ein Konzert halt auch gar nicht gut sein. Auch spielerisch und gesanglich fand ich es nicht besonders, der Groove, die Leichtigkeit von der Platte wollte sich einfach nicht einstellen. Ob das nur am Sound lag?

  2. So dramatisch sehe ich das nicht. Der Sound war gewöhnungsbedürftig, ja. Geht besser, auch im Molotow. Ich hätte mir eine klarere Stimme gewünscht, vielleicht auch cleanere, klirrendere Gitarren, aber das hat nicht die Spielfreude der Band und den Drive zerstört. George Waite hat fantastisch gesungen, auch mit miesem Sound und wenn man bedenkt das dieser Sound auch aus den kleinen Monitorboxen strömte. Stark! Bei mir sprang der Funke über…

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