Klassiker: Muddy Waters – At Newport 1960

Das Newport Jazzfestival stand vor dem Aus. Die Kommerzialisierung des Festivals und die damit verbundenen hohen Gagenforderungen einiger Künstler, darunter die Musiker um Charles Mingus, hatten zu einem Aufstand geführt. Charles Mingus und Max Roach organisierten ein Gegen-Festival im nahegelegenen Cliff Walk Manor Hotel. Sie wollten ihr Geld, dass aber der Festival-Betreiber George Wein nicht bezahlen wollte. Die ‚Newport-Rebels‘ waren geboren. Der Atem der Rebellion sollte sich im Samstag-Nacht-Konzert zum Sturm steigern, als Massen alkoholisierter Jugendlicher sich heftige Schlägereien mit den Ordnungskräften lieferten. Die letzten zwei Tage des NJF wurden daraufhin abgesagt. Nur noch eine Session kam zur Aufführung.

Muddy Waters betritt am 3. Juli 1960 die Bühne, ein lascher Apllaus erwartet ihn und trotzdem feuert er kompromisslos seine Blues-Salven ab. Obwohl der Abend dem Blues gewidmet war, saßen doch überwiegend Jazz-Anhänger weißer Hautfarbe im Publikum; diese erlebten erstmals eine schwarze Band live. Der Chicago Blues Waters fliegt mit einer Kraft auf die Zuhörer, die vielleicht so etwas danach nie wieder erfahren haben. Muddy Waters spielt technisch sauber seine rhythmisch starken Songs. Otis Spann bekommt am Ende sogar einen Song an die Kehle gelegt und James Cotton ist ein Meister an der Harmonika. Tolle Musiker.
Muddy Waters beschäftigt sich nicht mit dem Publikum. Er schenkt ihm kaum Zeit, sich an das Gehörte zu erfreuen oder zu gewöhnen. Die Songs poltern runter. Muddy ist wahrhaftig, voller Spiellaune. Am Anfang weiß das Publikum nicht so richtig, wie es reagieren soll. Muddy lässt sie dann zappeln und schließlich ausrasten. Was für eine Aufnahme. Vielleicht die beste Live-Blues-Aufnahme aller Zeiten. Phantastisch. Die Stimmung schwappt schleichend über. Muddy Waters präsentiert sich hitzig und abgebrüht zugleich. Er zieht das Tempo an und steigert die Höhepunkte ins fast Unermessliche. Und wehe es kommt hier einer auf die Idee zu sagen, dass das Mikro an Muddys Dobro zu leise ist.

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