Zola Jesus – Conatus

Ein Instrumental mit kleinen Lautmalereien stellt den Beginn des neuen Zola Jesus-Albums auf den Kopf. Ist es nicht eigentlich ganz allein Nika Roza Danilovas Stimme gewesen, die den Ruhm der letzten Zeit eingebracht hat? Oder haben Kritiker unabhängig vom Gesang ihre Songs oder die tollen Arrangements gehuldigt? Ich vielleicht. Ich bin aber auch kein Kritiker, ich bin Fan.
Es ging immer nur um Nika. Vielen war bestimmt egal, welche Musik im Hintergrund scheppert. Mutig also ein Intro zu wählen, dass sich nur kurz meldet, wie ein Vögelchen vorbeiflattert und wieder in der Versenkung verschwindet. Dabei hat das Intro was zu bieten. Guter Einstieg! Nika bewegt sich weiter aus der Gothic-Szene hinaus. Das tut ihr sichtlich gut. Sie wagt fast einen Quantensprung aus der Dunkelheit in die Welt der blitzenden Apparate und glitzernden Aftershow-Partys. Na ja, ich übertreibe. Aber trotzdem ist „Conatus“ zugänglicher als es noch die ersten Platten waren. Das große Drama wird zwar immer noch zelebriert, doch die Backing-Tracks befreien sich nun aus den Fesseln, bekommen quasi ein Eigenleben und Nika versucht alles wieder einzufangen oder aufzuwischen. Das gelingt.

Die Synthies sind schön groß, die Beats fast martialisch. Ein Cello darf echt sein und die Streicher zwiebeln Tränen in meine Kulleraugen. Zola Jesus guckt noch etwas versteinert aus der Höhle. Alle Blicke sind nun wieder auf Nika gerichtet. Kein leichter Gang. Wer Zola Jesus schon mal live gesehen hat, weiß wie viele Meter sie am Abend macht. Wenn nichts mehr geht, legt sie sich einfach nieder.
Die neue Scheibe hat wieder viel Überraschendes zu bieten. Auf engstem Raum tummeln sich zwei, drei kleine Hits mit pulsierenden Anderen, die sich langsam schleichend aus der Mitte an die Ränder bewegen. Immer dann, wenn Zola Jesus übertreibt, fast zu viel Pathos und Kraft in ihre Ausführung legt, bleibt einem das Herz stehen. Ihre stimmlichen Schlenker am Ende der Worte sind fantastisch. Nika weiß, was sie da tut. Starkes Album. Ich bleibe Fan und wenn das Gothic ist, dann muss ich mich wohl outen. Nennt mich einfach Popper. Klingt schöner.

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