Steve Reich mit Ensemble Modern & Synergy Vocals – Düsseldorf, Tonhalle 20.09.2011

Mit „Drumming“ und „Music for 18 Musicians“ wurden zum Auftakt des Approximation Festivals 2011 am Dienstag in der Tonhalle Düsseldorf zwei Hauptwerke Steve Reichs durch den Pionier der Minimal Music selbst gemeinsam mit dem Ensemble Modern und Synergy Vocals zur Aufführung gebracht. Das allein schon darf als Sensation für das sich seit 2005 von Jahr zu Jahr weiter entwickelnde Festival und den rheinischen Konzertbetrieb überhaupt gelten.
Der symbolische Paukenschlag zum Festivalauftakt entpuppte sich mit „Drumming“ als schnell verdichtendes rhythmisches Gefüge von Bongotrommel-Mustern, bei dem Betonungswechsel und Verschiebungen den Einfluss afrikanischer Musik auf die Arbeiten des Komponisten offenbarten. Schon hier reihte sich Steve Reich als einer von vier Trommlern in die basisdemokratisch organisierte Gruppe der Musiker des Ensemble Modern ein, mit der er schon seit vielen Jahren eng zusammen arbeitet. Gleich einem Staffellauf setzten die einzelnen Instrumentalisten jeweils auf die Strukturen der anderen auf, pausierten arbeitsteilig, um sogleich wieder einzusetzen und das rhythmische Gesamtbild als steten Fluss sich verändernder Akzente aufrecht zu halten.
Das kompositorische Prinzip der sich durchdringenden Wellenbewegungen setzte sich um so eindrucksvoller mit der Aufführung des ca. einstündigen „Music for 18 Musicians“ fort. In der ungewöhnlichen Instrumentierung von Violine, Cello, Klarinetten, Klavieren, Marimba, Xylophon, Metallophon und Stimmen wurden die rhythmischen Ebenen um die Dimension vielgestaltig ineinander greifender Klänge bereichert. Dabei beeindruckte besonders die perfekte Integration der Synergy Vocals in das feingliedrige Bild der gleichwertig eingesetzten Instrumente. Wie aus dem Nichts hoben sich die vier weiblichen Stimmen in einer magischen Kombination von Crescendo und Tremolo für kurze Momente in den Vordergrund. Eine um so erstaunlichere Erfahrung in einer Zeit, in der es zur Gewohnheit geworden zu sein scheint, sich durch die Perfektion avanciertester elektronischer Effekte verwöhnen zu lassen.
Neben der Symbolkraft des Stückes auf das Werden und Vergehen aller Dinge, beeindruckte im Konzertsaal das Erlebnis, dass „Music for 18 Musicians“ seine besondere Wirkung auch gerade durch die Qualität seiner Dauer entfaltet; insbesondere dann, wenn man es zum ersten mal, nicht geteilt durch das Format der Langspielplatte hören durfte. Was bleibt, sind zwei wegweisendes Werke der Musik des 20. Jahrhunderts, die ihre Einflüsse insbesondere auf die Entwicklung der elektronischen Musik der nachfolgenden Jahrzehnte einem begeisterten Publikum glanzvoll offenbarten.
Informationen zu den weiteren Konzertterminen des Approximationfestivals 2011 findet man hier.
Besetzung

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