In den frühen Neunziger Jahren war Juliana Hatfield das Indie-Pop-Sternchen, das sich mit Evan Dando Küsse zuwarf oder mit den Blake Babies umherzog und den Singer-Songwriter-Himmel ausleuchtete. Liz Phair gab es auch noch, doch die ging dann irgendwann den Mainstream-Weg und kam nicht mehr zurück. Hatfield dagegen bog zwei Mal ab. Nicht immer überlegt. Gegen Ende der Neunziger Jahre sah man Juliana nicht mehr so hell leuchten. Sie verödete als süßes Role-Model.
12 Alben sind nun schon in den Kosmos gefeuert worden. Das neue wurstet so in den Stilen, dass man nicht weiß, was man davon halten soll. Angezickter Rock mit Singsang trifft auf schmusige Folkklimpereien. Julianas Stimme ist immer noch die weibliche Slacker-Verwandte der Lemonheads. Manchmal rutscht sie unbekümmert neben die Lage, fängt sich wieder und rappelt sich auf. Cool.
Einiges will alt country sein, doch verwischt mit der rockigen Pose eines College-Girls. Hatfield kann Songs schreiben, oft rutschen ihr wirklich schöne Akkordfolgen aus den Fingern. Sie verbietet sich den schnellen Dur-Griff. Doch insgesamt ist das alles ziemlich spießig und von keiner Bedeutung.
Klassischer Rock gibt sich die Ehre, und versucht Spielfreude zu entwickeln. Das klingt alles optimistisch, doch eine gewisse Traurigkeit schwingt in den Zeilen mit. Fans haben das Album finanziert. Auch das ist nicht neu. Auch die Überlänge des Albums lässt einen nach der Hälfte ausmachen. Was bleibt sind schöne Melodien, die wie auf dem Reißbrett geschrieben durch muckerhafte Gefilde brechen. Die besten Momente sind die, die Juliana verletzt und ruhig präsentieren. Die Countryfizierung ihres Antlitzes steht Juliana sehr gut, da haben die Haudegen-Songs nicht gegen anzustinken.
25 Jahre sind vergangen. Sätze wie “Your ’69 SG was never a necessity / the Beatles and Stones and Raspberries / will always be there to remind you of what will always be” sind schön. Ich mag Juliana, aber nicht unbedingt ihre Musik.