Jesse Lortz liegt oft nachts wach. Ein Glas Milch und Leonard Cohens „Songs Of Leonard Cohen“ können da helfen. Eine Akkustikgitarre spielt sanfte Akkordfolgen. Jesses Stimme klemmt sich in die Saiten und schafft das Wunder mit Gehauchtem, Dahingeschnoddertem, einem das Gefühl von Traumabewältigung zu verschaffen.
Leichte Backgroundvocals, die sich um den Küchentisch versammelt haben, geben Jesse die nötige Unterstützung. Taschentücher oder schützende Hände sind griffbereit. Das Leben zieht an Jessie vorbei. Ein Windzug, ein Rotweinglas und ein Abschiedsbrief sind die letzten Eindrücke. Lortz benutzt das Singer-Songwriter-Genre, um sich alles von der Seele zu spielen. Die Chöre geben ihm Begleitschutz. Die Liebe scheint mit ihm durch zu sein und doch fleht er, dass es noch ein letzte Chance benötigt, um alles wieder ins Reine zu bringen. Tränen werden runtergespült. Auch die Gründe für sie. Das Volk versammelt sich um den Prediger, der ihre Sorgen auf seine Schultern nimmt. Rasseln verscheuchen die Geister.
Das Soloalbum des The Dutchess And The Duke-Sängers ist klanglich eine Reise in alte Zeiten. Country-Pferde werden gezäumt, der Folk bekommt etwas Sakrales. Einfache Melodien dienen als Couch für warme Worte, die eine Geige zulassen, aber auch den finalen Strick. Alle schön runter reduziert und warm. Doch das Fieber mergelt jeden Tagedieb irgendwann aus. Wer will hier wem vergeben und wer hat die Holzhütte nicht richtig abgeschlossen?
Sacred Bones bringt spitzen Platten raus, auch dieses Urgestein von Volksmusik darf sich in die Top Ten des Labels eintragen. Fein instrumentiert, bekommen die Songs eine Eigendynamik, die sich von steifen Produktionen absetzen. Egal, wie weit sich Jesse von zu Hause entfernt, der Geruch des Kamins und die Frauen in den weißen Gewändern weisen ihm den Weg zurück. Die Liebe ist wohl doch noch nicht mit Jesse durch. Halte durch! Zauberhaft.