Was passiert, wenn man den Folk hinter sich lässt? Dev Hynes hat sich an die 80er gewandt und um Asyl gebeten. Dass die jeden nehmen, war ihm wohl nicht so bewusst.
Hynes hat sich aus England in die Staaten abgesetzt, um dort Lightspeed Champion vergessen zu lassen. Vielleicht nur für kurze Zeit, das wird sich noch zeigen. Im Gepäck hat er die britische Haargel-Creme, die schon Simon LeBon oder Mike Score benutzten. Seine neuen Songs treiben in den Untiefen der gefühligen New Wave-Diaspora. Gitarren zucken, Synthesizer bimmeln. Sting kommt um die Ecke, um Every Breath You Take zu summen. Halt! Das alles ist schon schön, wer hier Böses denkt, hat selber Schuld.
Hynes hat sich neue Schubladen ausgesucht. Dies kann man ihm vorwerfen. Oder dass er nicht etwas ganz Neues wagt. Er legt die Schubladen mit alten Tapeten aus, damit die Krümmel einfacher zu entfernen sind. Überall sind schon Stockflecken. Seine verhallte Gitarre zitiert Edwyn Collins-Zupfereien. China hat wieder Crises und Basslinien haben wieder ihr Stakkato-Kleidchen. Es gibt Liebesgeschichten, die ein romantisches Ende haben. Manchmal zieht der Schwarm aber auch alleine durch die Neonlicht-Nacht.
„Drag Queens sollen diese Songs singen können“, so Hynes. Ob die durch so viel Glamour ihre Stimme finden, ist leider fraglich. Einige Stücke schippern in langweiligen Teilen vor sich hin. Sie sind düster, schrammen an der Tanzfläche vorbei und verenden in Hinterzimmern, wo sich Chris Isaak die Tolle nachzieht. Solides Handwerk, aber ohne den großen Wurf zu landen. Hynes Herz schlägt ihm manchmal bis zum Hals. Dann wird es interessant. Das Drama nimmt seinen Lauf. Der Wind haucht dir eine letzte Todesmelodie um die Ohren, dein Make Up ist verwischt. Eine Pizzicato-Gitarre routiert im Vor und Zurück. Der Galgen wird zur Liebesstätte. Hynes ist Romantiker, was nicht das Schlechteste ist.