Beirut – The Rip Tide

Wenn Zach Condon auf fröhlich macht klingt das, als wäre gerade die Beerdigung zu Ende und man säße beim Leichenschmaus mit Blutwurst und Schwarzbrot. Das liegt an seiner Stimme. Egal wie sommerlich die Bläser tröten, egal wie süß sich eine Akkustikgitarre in Form bringt, wenn Zach anfängt zu singen, kullern die ersten Tränen.
Das hat ihn bekannt und berühmt gemacht. Die letzte Platte und der Doppelschlag mit „March…/Realpeople Holland“ haben eher gelangweilt. Nun meldet sich Zach erstarkt zurück. Er wagt mal wieder was, in dem er den Songs ein wenig den Balkan nimmt und Pop hineingießt. Dass das alles weiterhin schunkelt, kann man ihm nicht übel nehmen. Er schreibt halt so Songs, das ist sein Steckenpferd. Das Taschentuch ist ihm auch weiterhin näher als der Regenbogen.

Tolle Instrumente treffen sich auf den Marktplätzen dieser Welt und halten ein Ständchen parat. Orgeln übertünchen Klaviere. Helle Bläser tummeln sich unter Marsch-Snares. Die Tuba brummt wie ein Kuschelbär im Ehebett. Eine Seefahrt, die ist lustig, denkt sich der Kapitän. Doch Zach dreht gerne den Kurs. Er fährt mit dem Wind in eine Zukunft, die wohl rosig ausschaut. Wunderkinder werden gerne mit Kusshand genommen, da braucht sich Zach keine Sorgen mehr zu machen. Der Leierkastenmann darf wieder leiern, Zach macht das Äffchen. Der beste Song heißt Vagabond und spinnt Style Council mit Seemansgarn.
Im Sommer ist Beirut immer am schönsten. Ein Satz für die Ewigkeit. Draußen ist leider keiner. Ich dreh die Heizung auf, küsse meine Gypsy-Nachbarin mit Zunge und trinke Rotwein aus der Flasche. Auch ein Stehblues ist drin, wenn das Klavier dir die nötige Schwere verleiht. Besoffen singst du bei jedem Lied die zweite Stimme. Schöne Platte!

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