Patrick Wolf – Lupercalia

Patrick weiß nicht, welche Pille er schlucken soll. Die mit der Aufschrift Traurigkeit oder die mit dem Glam-Rhesusfaktor? Er nimmt gleich beide mit einem Schlückchen Eigenurin.
Spitzbübisch geht es los. „The City“ zeigt ihn fröhlich über Bläser tänzelnd. Seine Federn glühen. Er gibt den glücklichen Mitbürger, der es genießt, durch die Stadt zu schlendern. Er streckt den Gothics die Zunge raus. Macht er sich über sich selbst und seine früheren Arbeiten lustig? Haben wir ihn ganz falsch eingeschätzt? Der Romantik-Popper schenkt sich selber immer neue Facetten, jeden Tag gibt es neuen Gloss, neue Melodien. Seine Stimme ist gestärkt, fast männlich. So was will Wolf nicht hören.
Für ihn sind die großen Gefühle immer noch in den 80ern verwurzelt. Songs schieben sich mit einer straighten Bassdrum in die Disco. HaHahHa, straighte Bassdrum.

Das Radio bekommt die volle Breitseite. Fette Streicher untermalen nun sein sonniges Gemüt. Alles, was an Kitsch herangekarrt werden konnte, wird abgeladen. Ein Vibrato hängt in der Luft und fächelt ihm Luft zu. Friede sei mit dir! Dein Herz wird ein Zuhause sein, nicht mehr eine miese Gegend. Fanfaren singen sich in Wollust. Die Liebe steht im Mittelpunkt. Du willst sie, und wenn du sie nicht hast, hol sie dir an der nächsten Kreuzung. Ein Piano spielt die alte Leier der Sexualität. Eine Windmühle kann kein Gegner sein. Was für eine Verschwendung. Patrick Wolf hat sich alles gegönnt. Eine Überproduktion! Fässer Wein und neues Haarfärbemittel.
Die ruhigen Momente zerquetschen dir dein Herz. Theatralisch wird dir das große Latinum des Lebens vorgespielt. Beim Deklinieren entdeckst du erst die Fehler. A oder Ae? Wo Lady GaGa alles wegbügelt, bleibt Wolf der kleine Bube, der zwar mitspielen will, doch seine Geschlechtsteile nicht findet. Ein Chor aus Lust trifft sich auf dem Parkplatz der Altklugen und kommt mächtig in Fahrt. Die alten Männer warten auf das Glitzerkleid und den Retter des Pop. Oder auf den Gay Messiah, doch der war schon da, hat sich ans Kreuz nageln lassen. Pech, da müsst ihr noch länger warten. Wolf ist immer dann am besten, wenn er Sachen runterspielt, wenn er einfach mal was rollen lässt, ohne ständig in den Rückspiegel zu schauen, ob auch einer folgt. Diese Momente sind rar. Diamond Rings macht das besser. Selbstkritischer. Patrick Wolf wird größer, doch nicht unbedingt besser. Strahl-Pop, der dich blendet und nur deine Zähne bleacht. Ein Trommelwirbel zu viel.

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