Der Trend zur Klanglandschaft scheint ungebrochen. Im Sample-Labor hängen neblige Schwaden in der Luft. Auch das Hinterland glänzt mit bunten Unübersichtlichkeiten. Hallfahnen werden von verschleierten Gast-Sirenenchören sanft über unbeständige Inseln getragen. In kurzen Momenten aufsteigen und wieder versinken. Namen und Persönlichkeiten spielen keine Rolle. Die Emanzipationsparty einer wachsenden Soundcrowd und deren Gestaltungabteilung geht ins nächste Semester.
Größere Strukturen oder gar Standardarrangements sind inakzeptabel. Die Bridge hat Hausverbot und der C-Teil ist unbekannt verzogen. Die Entdeckung von Langsamkeit und Verklärung ist nun auch bei Prefuse 73 angekommen. Die charakteristischen rhythmischen Schaltkreise des Guillermo Scott Herren sind in Auflösung begriffen. Stattdessen begünstigt ein starker Effekteinsatz weichere Schichtungen seines mehr und mehr kryptischen Klangmaterials. Die neuen atmosphärischen Verhältnisse sind so dicht, dass anscheinend kein Platz mehr bleibt für Groove-Experimente. Das aus den sechs Vorgängeralben bekannte Räderwerk aus HipHop- und jazzbeeinflussten Miniaturen ist ambiencenhaft verklärten Wallungen gewichen.
Ist das nun eine Weiterentwicklung oder nur ein kurzes Innehalten auf dem sicher noch nicht abgeschließend begangenen Pfad ambitionierter rhythmischer Studien? Auf jeden Fall ein weiteres Album, dass man eher selten gemeinsam mit seinen Freunden bei Kaffee und Kuchen hören wird. Aber warum eigentlich?
„The Only She Chapters“ ist im April 2011 bei Warp erschienen.