Das entlegenste Naturereignis findet seine akustische Beobachtung. Das Plätschern des eisigen Meerwassers, die zentimeternah beobachteten Wellen. Dann die Eisformationen, das Knirschen der Schollen, der Schnee und das schier unendliche Rauschen des Windes. Schließlich, der Auftritt der Pinguine.
Im Winter 2003/2004 schiffte sich der britische Musiker Craig Vear, unter anderem bekannt als ehemaliger Drummer und Percussionist der Gruppe Cousteau, mit Unterstützung eines Stipendiums des Art Council England in Richtung Antarktis ein, um in den Weiten dortiger Naturlandschaften Fieldrecordings zu erstellen. Ziel war es neben physikalisch/akustischen Phänomenen und der Abbildung der Fauna auch die Lautsphären der dort arbeitenden Wissenschaftler einzufangen.
Craig Vear schafft mit den nun veröffentlichten Auszügen seiner ausgedehnten Dokumentationen ein akustisches Naturkundebuch der Antarktis. Allein das ist schon lobenswert. Auch wenn seine Aufnahmen immer wieder mit den Unbilden der Windgewalt zu kämpfen haben, was wahrscheinlich ein Hinweis auf die besonders schweren Arbeitsbedingungen auf diesem Kontinent ist, leistet Vear Pionierarbeit Immerhin sind es neben dem Track „Uranus Glacier“ gerade die Aufnahmen von Wind und Sturm „Katabatic Wind (Sky Blue)“ und der letzte Outtake „R.R.S. James Clark Ross hold #2 (Lemaire Channel)“, die das besondere dieser Veröffentlichung markieren. Diskussionsstoff um die Frage: Wo verlaufen die Grenzlinien zwischen akustischer Dokumentation und musikalischer Arbeit?
„Antarctica“ ist im April bei Grünrekorder erschienen.