Moritz von Oswald Trio – Horizontal Structures

Es zeigt sich zunächst sehr wenig Struktur. Viel Zeit vergeht, um irgend etwas zu entwickeln. Noch mehr Zeit vergeht, um daraus rhythmische Muster zu bauen. Sind diese dann erst eingeführt, plockern sie mit Ausdauer in eine ungewissen Zukunft. Wann entsteht daraus intelligentes Leben?
Es geht auf „Horizontal Structures“ mal wieder um die von langer Hand angelegte Improvisation. Und es geht um das Drumherum, das Dazwischen und eine sich sehr langsam vollziehende Steigerung. Trotzdem führen die Steigerungen auch diesmal an keinen Endpunkt. Es bleiben Ausschnitte. Am Ende ist die Zeitachse diejenige horizontale Struktur, die man wie ein unsichtbares Raster über die dubbigen Nebel der Unkonkretheit legen darf, wenn erst dann auffällt, dass in der Zwischenzeit schon 20 Minuten vergangen sind.
Wie in einer altmodischen Jam-Session spielen sich die Musiker die Bälle zu. Das zweite Studioalbum des Moritz von Oswald Trios bringt auch mehrere Gäste mit. Neben anderen soliert Paul St. Hilaire alias Tikiman mit effektbeladenen Kleinigkeiten an der Gitarre und Vladislav Delay gibt die Percussion. Im Grunde ist es wie beim ersten Album. Die Bestätigung der Geduld der Zuhörenden findet sich bei „Horizontal Structure 4“ dem letzten Track der CD-Version. Hier sind alle rhythmischen Feinheiten eingeführt. Darüber variieren Einzelstimmen, die immer noch überraschen und die Struktur vertiefen. Es zeigt sich ein dichtes feingewebtes Geflecht, das dem Titel des Albums am Ende sehr gerecht wird. Insgesamt wirkt „Horizontal Structures“ etwas feiner und kleinteiliger als der Erstling „Vertical Ascent“.
„Horizontal Structures“ ist im Februar 2011 bei Honest Jon’s Records erschienen.

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