J Mascis – Several Shades of Why

J Mascis zupft. Das Lagerfeuer zischelt, eine Geige spielt sanft kleine schwebende Legatos. Freunde kommen vorbei, sie halten den Schellenkranz oder singen einfach mit, so als wäre die Incredible String Band wieder vereint, um Kinderlieder zu vertonen. J Mascis bleibt sitzen, er schaut sich auf die Finger. Seine Stimme steht so weit vorne, dass man fast glaubt, er hätte singen gelernt. Und im nächsten Moment rutscht seine Stimme wieder einen halben Ton daneben. So wie man es liebt.
Wie mal eben gesungen. Ein Demo auf Band.
Ein Knirschen der Saiten zeigt dir, dass alles möglich ist. Liebe, Frühling und das Altern. Crosby, Stills, Nash & Young-T-Shirts liegen im Sand. Wer will darf sich nach dem Schwimmen damit abtrocknen.

J Mascis altert als Berufsjugendlicher. Ein grauer Fuchs, der nochmals alten Fährten hinterher schnuppert. Die schmutzigen Verzerrerparts sucht man vergebens. Man vermisst sie aber auch nicht. Denn man hat genau das erwartet. Ein Hippie-Album, das den Song pflegt. Mascis lehnt sich in die Songs rein und säuselt, knödelt traurig, ja fast selbstvergessen, Liebesschwüre. Manchmal drückt ein Hall, wie ein Wind seine Stimme in den Himmel, jeder Atemzug spricht Bände. Dinosaur Jr. bleibt im Proberaum und J gibt den lonesome Cowboy. Immer wenn die Gäste sich am Treiben beteiligen, wird es gemütlich. Man zieht die Schuhe aus, setzt sich in den Sand und greift auch zur Klampfe, um mit zu klimpern.
Und dann kommt aus der Ferne eine angezerrte Gitarre. Sie hat den Klang deiner Jugend. Leicht verstimmt wienert sie den Grill sauber. Aus Anzerren wird Verzerren, aber lieblich, sowie die Getränke des Abends. Für einen kurzen Moment weinst du. Ein fremdes Mädchen küsst dich. Du wünschst dir, dass dieser laue Abend niemals endet.
Mascis packt dann auf einmal ein mit den Worten: „Jetzt ist genug, ich muss zur Arbeit.“ Harmonie ist das, was J sucht. Im Spiel, im Leben und in der Arbeit. Vielleicht ist er doch den Rock satt. Obwohl er will ja „Bug“ als komplettes Album mit Dinosaur Jr. aufführen. Da wird dann wieder gegniedelt und bei Freakscene ist dann sogar die Pixies-Reunion vergessen.
Mascis bleibt ein guter Songwriter, ein charmanter Slacker, der weiß wie man seine Fans überzeugt. Männer halten sich bei den Händen und vermissen Kurt. Die Sonne geht so langsam unter. Eine Slidegitarre zwiebelt über Chords, die du noch aus dem Gitarrenunterricht kennst, du aber nie so schön aneinander reihen konntest. J bleibt ein Großer. Schönheit ist der Grund und Langeweile ein Zeitvertreib. Ich schenke J ein D-Dur.

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