Die Strokes sind immer für eine Enttäuschung gut. Nach ihrem tollen Debüt war die zweite Platte noch ein ganz guter Nachschlag, doch danach ging es bergab. Die Soloplatten von Casablancas und Hammond Jr. waren so notwendig, wie Händetrockner auf dem Männer-WC. Nun gibt es einen erneuten Versuch und die Strokes melden sich erstarkt zurück. Das ist doch mal ’ne Meldung!
Die Songs sind runder und suchen mehr den Hit als noch auf der letzten Platte, die irgendwie ein Experiment zu sein schien. Angles läuft gut durch. Gute Steigerungen messen sich mit hübscher Gitarrenarbeit. An den Rändern huschen Jahrzehnte und Girls vorbei. Dass sich Casablancas immer noch selbstverliebt über das Taschenradio äußert, ist eh das Manko der Strokes, doch hier macht der Stimmeneffekt mal wieder mehr Sinn. Schön ist die 80er-Nummer Two Kinds Of Happiness. Auch die Single Under Cover Of Darkness überzeugt mit knackiger Melodieführung und Brutzelrefrain, der immer wieder aus einer anderen Richtung zu klingen scheint. Ein Burner, der nicht nur in die Beine schlägt, sondern gewaltig in den Eiern kitzelt. Gutes Teil.
Besonnener sind die Jungs da ans Werk gegangen. Nicht jeder Song zündet sofort. You’re So Right beginnt mit schwierigem Geplänkel und geht dann ins Psychedelische. Die Wichsgitarre macht Laune, doch wohin der Song führt, bleibt rätselhaft. Da haben die Strokes wieder ihre Ansprüche im Studio geltend gemacht. Alles testen und rumwirbeln, bis der letzte Joint geraucht ist. Überambitioniert und langweilig. Am besten stehen ihnen doch die Drucknummern mit Popappeal. Warum versuchen sie sich im ernsten Fach? Unnötig. Dieses Spleenige kommt einfach nicht von Herzen und wirkt so aufgesetzt. Immer wenn die Tanzfläche im Neonlicht erstrahlt und Casablancas seinen Geldbeutel vergisst, wird es interessant.
Wenn die Gitarren klingeln und der Song ins Hymnenhafte schwankt, sind die Strokes da, wo sie hingehören. Das gelingt zum Beispiel mit Taken For A Fool. Ich mag den coolen Casablancas lieber als den affigen. Immer mal wieder setzt Casablancas die Monkey-Maske auf, doch die Songs sind ausgefuchster, so bleibt alles im Rahmen. Angles ist ein amtliches Album, das Spaß macht. Das ist zwar nicht das, was die Strokes unbedingt wollen, aber das muss reichen, um zwei Songs auf die Mixtapes der Girls zu kriegen.
Angles ist bei RCA Int. erschienen.
Apropos die Strokes und Soloalben: du vergisst das wunderbare Debutalbum von Little Joy. 2008 gründete der Strokes-Drummer Fabrizio Moretti zusammen mit Binki Shapiro und Rodrigo Amarante diese beachtliche Nebencombo.
Eintagsfliege!
Könnte es sein, dass dir qualitativ hochwertige Veröffentlichungen aus dem Hause Strokes aus irgend welchen nicht näher benannten Gründen nicht in den Kram passen?
Ich finde die Strokes gut, wenn sie gut sind.
Also gar nicht?