The Luyas – Too Beautiful To Work

The Luyas aus Montreal sind schon kauzig. Ihre Rhythmen stammen aus der Umlaufbahn, schwimmen aber nicht in Milch. Alles zirkuliert. Gitarren flattern, während das Schlagzeug die Snare wild anschlägt. Hier wird der Schlagzeugunterricht konsequent genutzt. Eine Bimmelbahn fährt von links nach rechts.
Wie aus einem Traum gerissen, singt Jessie Stein fast katzengleich ihre Bögen. Die Intensität der Songs wird durch Steins Gehusche in den Dramapop verlagert. Ich wollte eigentlich Dreampop schreiben, doch Dramapop trifft es eigentlich besser. Manchmal helfen einem die Rechtschreibprobleme. Ich lass das mal stehen.
The Luyas sind speziell. Sie suchen nicht nach einfachen Liedern, sondern sie versuchen das Einfache zu komplizieren. Die Hintergrundmusik schiebt sich immer wieder an Stein vorbei, versucht sie zu übertönen oder aus dem Gleichgewicht zu bringen. Songs werden dekonstruiert. Jessie Stein ist keine richtige Sängerin, dafür sind die Stücke auch nicht angelegt. Sie spricht eher über die Songs, setzt den wirren, losen Teilen eine Krone auf. Das kann man neu nennen, ist es aber natürlich nicht. In den ruhigen Momenten erinnert das an Coco Rosie.

Man kann den Liedern schlecht folgen. Das Musicalhafte stört die Jahrmarktsstimmung ein wenig. Man sieht eine große Bühne. Man verliert sich im Bühnenbild und hofft ständig, dass die Bassdrum mal durchzieht. Einige bekannte Namen haben, wie es in Kanada üblich ist, mitgeholfen. Owen Pallett hat seine Streicher mitgebracht. Sarah Neufeld, die sonst bei Arcade Fire die Violine zupft, darf hier ganze Arbeit leisten. Joanna Newsom hat den Weg frei gehalten für dreamy Kleinkindstimmen. Auch Jessie verfällt in ein Frühstadium des Heranwachsens zurück. Ein Heidi-Alpenhorn rettet Klara aus dem Rollstuhl. Irgendwie haben die Songs was Märchenhaftes. Das verwunschene Arrangement hängt ständig durch. Die Drogen haben Alice im Wunderland auf Hasenjagd gehen lassen.
Das zweite Album der Luyas ist schon ein Brocken. Die Moodswinger-Zither taucht ständig auf und gibt den Songs noch mehr Dramatik. Diese zwölfsaitige Zither hat es in sich. Muss man schon mögen. „Too Beautiful To Work“ kann man nicht nebenbei hören. Mich nervt es nach zwei, drei Songs. Sorry nicht meine Baustelle. Der Zirkus zieht in eine andere Stadt. Ich werde nicht nachreisen und auch keine Karte schreiben.
Too Beautiful To Work ist bei Dead Oceans erschienen.

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