Ich liebe Musik. Was die nicht alles kann. Was die nicht alles für wunderbare Kreationen bereithält. Aber nein, es ist gar nicht die Musik, wir sind es, die immer nach neuen Genres suchen und uns die bescheuertsten Betitelungen ausdenken. Nu Gaze!
Yeah. Shoegaze nur nu. Ringo Deathstarr beleben nun also das alte Genre neu. Oder besser gesagt sie leben darin weiter. Sie bringen aber auch ein Windspiel namens Pop mit, das an die Primitives erinnert. Doch der Wind hält sich zurück. Nur kurz bimmelt es auf der Veranda.
Ich liebe Musik. Ich liebe es auch, wenn dreist geklaut wird. Vielleicht ist das gar nicht Klauen, sondern Verbeugen. My Bloody Valentine waren halt groß. Oder The Jesus And Mary Chain. Da machst du nichts. Ringo Deathstarr stellen sich hinten an, drehen ihre Verstärker auf, treten ihre Effektgeräte und singen im Nebel Mädchen und Jungen-Singalongs. Romantisch das Ganze. Schreiende Gitarren, viel Hall auf den Stimmen, fertig ist die Barbarei. Böse sein kann man den Texanern nicht. Sie machen das schon geschickt. Ihre leiernden Songs schweben in dein Herz, bleiben für drei Sekunden da, dann spurtest du zum Plattenregal und suchst nach Kevin Shields-Produkten. Ob das alles reicht, um neue Fans zu überzeugen?
Die alten Füchse bleiben bei Bekanntem. Fesch sehen sie ja aus. Das macht halt die neuen Bands aus. Sie sehen immer besser aus als die Originale. Das Tempo ist manchmal etwas zu hoch. Wäre gar nicht nötig gewesen, so auf’s Pedal zu treten. Die schwingenden Midtempo-Nummern stehen ihnen besser. Gute Dröhnung! Den Doppelgänger-Wettbewerb haben sie gewonnen. Mehr aber auch nicht. Jim Reid wird den Mikroständer nach ihnen werfen und Ringo Deathstarr werden das als Kompliment sehen. Ich hätte eher Angst.
Colour Trip erscheint bei Club AC30