Der fünfte Beatle ist eine Serie auf Jahrgangsgeräusche, in der wir Euch potentielle fünfte Beatle vorstellen. Diese Woche mit Jimmie Nicol.
Wenn man an Schlagzeuger und den fünften Beatle denkt, kommt den meisten wohl Pete Best in den Kopf. Eine der wohl tragischsten Figuren der Popgeschichte, die erst spät – mit Veröffentlichung der Anthology-Serie – zu Geld kam. Jimmie Nicol ist wohl noch uninteressanter als Best einzustufen. Nicht als Person, nicht wegen seiner Geschichte, sondern wegen seiner Unwichtigkeit für die Beatles, was durchaus eine gewisse Tragik mit sich führt.
Es war der dritte Juni 1964 und Ringo Starr fühlte sich so unwohl nach einer Fotosession, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste. Mandelentzündung! Eine Tournee und wichtige Termine, so z.B. mit dem niederländischen Fernsehen, standen bevor. George Martin und Brian Epstein entschieden sich dafür Nicol als Ersatz einzustellen, um keine bevorstehenden Termine abzusagen. Die Begeisterung bei der Band war begrenzt. Insbesondere George Harrison soll sich gegen Epstein und Martin gesträubt haben. Doch Epstein setzte sich durch. Lieber einen verärgerten Beatle als tausende von verärgerten Fans. Schon einen Tag nach seiner Einstellung fand sich Nicol auf Starrs Schlagzeug-Stuhl, in Starrs Anzug und spielte mit den Beatles in Kopenhagen. Am Tag zuvor übte er sechs Songs mit George, Paul und John ein. Schon neun Tage und acht Shows später war der Spuk vorbei. Ringo war wieder fit und nahm seinen Platz auf der Bühne ein. Bemerkenswert ist an der Geschichte, dass Jimmie Nicol vom Niemand zum Superstar zum Niemand in nichtmal zwei Wochen wurde. Nicol sagte selbst, dass Mädchen sich für ihn nicht interessierten bevor er ein Beatle wurde und als er einer war wären sie dafür gestorben, ihn nur einmal zu berühren.
Die Hoffnung, dass sein Zwischenspiel seiner Karriere helfen würde, erfüllte sich nicht. Ein Jahr nach seinem Intermezzo war er bankrott und 1967 kehrte er dem Musikbusiness endgültig den Rücken. Musikalische Relevanz konnte er nur als Drummer der schwedischen Twang-Legende The Spotnicks erlangen, die er auf zwei Welttouren begleitete, mit denen er allerdings nur eine Single aufnahm. Inwiefern war Jimmie Nicol dennoch so wichtig, dass man ihn als fünften Beatle bezeichnen mag?
- Er war ein „fucking Beatle“, wie er es selbst sagte. Er stand vor tausenden von Fans auf der Bühne, war auf Tour und spielte mit der Band. Das können nur die wenigsten der Kandidaten von sich behaupten.
- Er war immerhin die Inspiration zu „Getting Better“ von Sgt. Pepper’s. Die Beatles sorgten sich stets um ihr neues Mitglied und fragten ihn, ob er klar komme und wie es ihm ginge. Nicols Antwort darauf war stets die selbe: „It’s getting better.“ Später inspirierte diese Phrase McCartney zu dem Song.
Das ist doch sehr wenig und man weiß nicht, ob es seine ehrhaften Prinzipien oder Verbitterung ist. Jimmie Nicol ist nicht auf Conventions zu sehen, in keinen Fernsehsendungen, er will über diese Zeit nicht reden. Einmal sagte er, dass sein Zwischenspiel bei den Beatles das Schlimmste war, was ihm je passierte.