Hercules and Love Affair – Blue Songs

Der Landgang von Hercules and Love Affair ist nun beendet. Matrose Antony Hegarty war unterdessen ausgestiegen. Dafür ist nun Kele als blinder Passagier für den Ausflug in die Charts mit an Bord. Mit seinem Retro-Schiff geht Kapitän Andrew Butler wieder auf große Fahrt durch die Disco- und House-Meere dieser Welt. Aber was ist auf der Brücke los? Der Kompass ist kaputt und den Sextanten kann keiner bedienen.
Doch das scheint gewollt. Es ist ein manchmal etwas bemüht wirkender Zickzack-Kurs zwischen den stilistischen Polen Disco und House. Es geht um Sinnlichkeit und um wachsendes Selbstbewußtsein beim Ausleben von Gefühlswelten. Das lernt man mit Hercules and Love Affair natürlich auf der Tanzfläche. Und zwar sehr schnell. Später kann man das Gelernte beim „Sich-in-einer-Ballade-Ausheulen“ um so effektvoller ausleben.
Dennoch: so sentimental die inbrünstigen Gesangslinien geschmettert werden, so mittelbreitspurig die Stücke mit Pianos und Streichern arrangiert sind, die Rhythmen wirken oft etwas holzig und ungelenk. So haftet manchen Tracks eine etwas billige Plastikhaftigkeit an. Doch das muss nicht immer schlimm sein. Die transportierte Traurigkeit wirkt trotzdem anmutig. Doch großer Glamour ist es nicht. Was da schimmert ist nur Glas, keine Diamanten. Aber auch geschliffenes Glas findet seinen Weg auf die Tanzflächen und entfaltet dort seine Schönheit. Besonders dann, wenn sich der DJ für die Disco ohne Umschweife entscheidet, wie bei „Leonora“ und „Falling“.
„Blue Songs“ erscheint Ende Januar 2011 bei Cooperative Music.

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