Die Kerzen sind runtergebrannt. Du wolltest es romantisch haben und dann kamen Thank You. Danke!
Das Tempo ist unkuschelig. Die Rhythmen aufbrausend. Die Gitarre schnell und schrill. Frühlingsmusik mit Brett vorm Kopf. „1-2-3-Bad“ gönnt sich ein Noise-Ende, das frisch aus der Verzerrer-Schule zu kommen scheint. Die Kerzen pustest Du allmählich aus. Das war es dann wohl. Du hattest es eh geahnt, als ich Dir von dieser Thrill Jockey-Band erzählte. „Birth Reunion“ versucht es zunächst mit Vögelchen, dann darf die Orgel was Schönes spielen. Vorsicht! Wie aus dem Nichts wird das Tempo angezogen. Das Schlagzeug poltert so, als wäre Afrika noch nicht entdeckt. Die Gitarre kommt ins Spiel, reißt es an sich und gibt es nicht wieder her. Eine kurze Gesangspassage huldigt Fela Kuti. Nach sechs Minuten Ausbruch brauchst Du eine Donauwelle. Was Süßes könnte helfen.
Auch „Pathetic Magic“ hat höllisches Tempo. Die Bassdrum bringt Dich schier um. Spitze Gitarren-Auswüchse brechen das Gestrüpp runter. Sie schneiden Dir ins Fleisch. Die Snare überholt sich. Eine Stimme seufzt verloren an der Resterampe. Ein Summen. Gesang ist das eh selten. Beiwerk. Untermalung. Gefühlsausbruch. Die Gitarre gibt die Power vor.
Ein heftiges Paket schnüren da die Jungs aus Baltimore. Zum Nebenbeihören so gar nicht geeignet. Wenn man sich drauf einlässt, gibt „Golden Worry“ einem eine Tagesration an Weirdness. Du wirst durchgeschüttelt. Komm, jetzt mach doch die Kerzen noch mal an! Wie ein Zug pfeift es durch „Continental Divide“. Du streichst nun endgültig die Segel. Ich bleibe noch weiter dran. Ich drehe sogar noch ein wenig lauter. Lange nicht mehr so kranken Scheiß gehört. Der Bass pupst in hohen Tönen. Karibisches Feeling kommt auf. Wo bleiben die Steeldrums? Alle spielen Solo. Heftige Wogen ziehen durch meine Magengegend. Herrlich! Gutes Ding dieses „Golden Worry“. Es orgelt Dich gut durch. Yeasayer für Free-Jazzer.
Golden Worry erscheint am 28.1.2011 bei Thrill Jockey