Bethany Cosentino ist in der Stadt. Sie hat Bobb Bruno und Ali Koehler mitgebracht. Ali ist von der Aushilfsdrummerin, die sonst bei den Vivian Girls spielt, zum festen Mitglied geworden. Die Zeit bei den Vivian Girls ist wohl rum.
Hamburg hat Schnee bestellt und John und Paul grinsen einen auf diesen Astrid Kirchhherr-Fotos an. Sky Larkin sind eine tolle Vorband. Katie Harkin sieht spitze aus und schiebt ihre rockige Gitarre in die Mitte. Ihre Ponyfrisur wird zum Themenabend, denn auch Bethany trägt sie später mit Stolz. Im Publikum haben die Mädchen wohl auch vorher in der Glamour geblättert. Katies Stimme ist lässig. Die Songs sind knackig, mit einigen Breaks versehen und großspurigen Refrains. Wirklich ein guter Einstieg in die Welt der Garage, des Surfrocks und des Indie. Holmes schafft es, mit ihren Licks zu überzeugen. Vielleicht sollte man nochmals in ‚Kaleide‘ reinhören. Der nächste Sommer kommt bestimmt…
Doch nun zu Best Coast. Bobb und Ali bauen nach Sky Larkin die Bühne um. Wo ist Bethany? Sternchen kommen erst raus, wenn alles angerichtet ist. Zack fertig, ahh da ist sie und los geht es. Best Coast sind so flockig. Wahnsinn. Kein easy Gitarrenchord wird ausgelassen. John und Paul grinsen nicht mehr. Sie haben Schuld. Moll wird zu Dur und Barrégriffe zur Fingerübung. Ihre Garage wird dein Wohnzimmer. Bethany singt mit hoher Kleinmädchenstimme über den Spätsommer, Jungs und verrückte Albernheiten. Sonntags morgens mal einen Gin Fizz reichen, statt des schnöden Bohnenkaffees. Bobb bearbeitet seine Gitarre stoisch mit dem Auge eines Wellenreiter. Wann muss ich auf’s Brett? Wann muss ich dazwischenspritzen. Wie eine Comicfigur oder ein Bobblehead schüttelt er sein Haar und holt ein kleines Solo aus der Hüfte. Ali spielt gekonnt die Tom-Standards und bleibt in der Spur. Sie ist Ringo heute Abend.
Bethany ist die Prinzessin, nein, die Queen. Sie fängt die Stücke an. Aus einem Tuning wird das Intro. Perfekt. Fast alle Songs von ‚Crazy For You‘ werden dargeboten. Die Zuschauer klatschen verhalten. Vielleicht wollen sie Bethany nicht stören oder übel auffallen. Beim letzten Hamburgbesuch spielten Best Coast noch vor 15 Zuschauern. Da hat sich einiges getan in Indiedeutschland. Heute staunen schon Hundert. Was wird morgen sein? Best Coast wird man nicht aufhalten können, dafür ist ihre Musik zu klassisch. Solche Songs werden immer gehört werden. Mädchen holen sich die blumigen Kleider raus und hüpfen auf dem Bett zu ‚Boyfriend‘. Die Jungs sind heimlich verliebt in Bethany. Sie spüren, dass diese Songs auch am Lagerfeuer, im Büro oder in einem anderen Tempo funktionieren würden. Eigentlich bräuchte Bethany ihre Kollegen nicht. Ihre fahrige, verzerrte Gitarre rauscht noch Jahre. Toller Abend.