Da fliegt mir doch das Blech weg. Alles klingt nach. Jeder Snare-Schlag scheppert im Zoot Woman-Gewand. Nur nicht so kalt und dandyesk. Jedes Gesangssperenzchen bekommt Fett von hinten. Ganz viel Schmiere.
Die Disco strahlt grell. Luft zum Atmen lassen die Songs kaum. Immer wieder zwiebelt dir der Bombast-Soul eine rein. Du siehst Prince beim Ankleiden, du beobachtest Sheila E. heimlich beim Bassdrumjustieren. Die Hallmaschine wird hinter die Windanlage gestellt. Du schwitzt im Muskel-Shirt. „Wach auf!“, singt die Falsett-Stimme. So hoch, dass du kerzengerade im Bett stehst. Dein One-Night-Stand bleibt nicht mehr zum Frühstück. Dein Radiowecker plärrt zu sehr. Du warst zu grob in der Nacht. Romantik gehört auf deine Liste für 2011.
Ist das Soul, Avant-Pop, Zucker oder Gebläse? Autre Ne Veut ist eine Ein-Mann-Show, die dir alles abverlangt. Du bist betäubt vom aktuellen R&B, du hast die Kanye West-Platte gerade erst verdaut und nun das. Billy Ocean schenkt dir seinen weißen Anzug. George Michael schwört dem Kiffen ab. Warum? Die Stimme steht bei Autre Ne Veut im Mittelpunkt. Hier wird mit Dramatik, Schleim, Geilheit und Poesie gejammt. Alles ist erlaubt. Achtung NSFW!
Deine weichen Mokassins streicheln den Flokati. Die nächste Wochenendbekanntschaft schaut herein. Du reichst blubbernden Prosecco. Die Musik haut auch hier in die falsche Kerbe. Das Schlafzimmer ist meilenweit entfernt. Du greifst zu D’Angelo. Auch das hilft nicht mehr. Du tanzt nun allein. Bewegst deine Hüften, fühlst dich unverstanden und affig. ‚Drama Cum Drama‘. Du schaltest den Strobo ab. Autre Ne Veut macht unbekümmert weiter. Es gibt ein nächstes Wochenende, ein neues Leben, eine zweite Chance. Ab in die Heia.
Erschienen bei Olde English Spelling Bee