Munch Munch – Double Vision

Melodiebögen flattern durch die Lüfte. Stimmen singen, sprechen, hauchen. Chaos wird zur Oase. Verweile kurz und nimm ’nen Happen! Doch aus einem Happen werden ganze Platten. Körbeweise Trauben, fliegende Hähnchen und Marshmallow-Spieße. Du bist im Schlaraffenland. Munch Munch aus Bristol klammern sich an den Regenbogen. Eine Idee reicht nicht. Ein Song braucht mindestens sieben Farben. Man nimmt nur die Grellen.
Ganz wichtig ist die Brause. Sie perlt mit ordentlich Kohlensäure. Alkohol ist nur in geringen Mengen in den Drinks. Man will ja noch klar im Kopf sein. Mmmmh.

Musik für Indie-Mädchen mit Stirnband, kurzen Röckchen und Henna-Händen. Also nix für mich. Pferde werden gestohlen und auf der Weide freigelassen. Das Keyboard braucht Auslauf. Jeden Zentimeter nutzt es mit Powerpop-Lines. Lauf, lauf kleine Melodie, gleich überholt Dich die Nächste. Pech, wenn du dann untergehst. War für ’nen guten Zweck. Die Drums crashen sich schon mal ins Nirvana. Deine Ohren bimmeln. Du wünschst Dir kurz die Top 40. Irgendeine dösige Dancenummer. Nur so zum Runterkommen. Doch nein, es ist Kindergeburtstagsstimmung. Die Schokokuss-Maschine ist seit Stunden in Betrieb. Die Dinger fliegen um die Wette. Zack, schon wieder voll in die Visage.
Munch Munch machen Laune, doch sie übertreiben es leider des öfteren. Der NME hat schon andere Kaliber hochgeschrieben. Munch Munch sind in der Referenzhölle natürlich mächtig unter Feuer. Ob Animal Collective, Sparks, Flaming Lips, alle sitzen im Nacken. Munch Munch quälen sich ein wenig zu sehr selbst. Sie geben den Songs zu viel Spielraum. Die klare Linie geht verloren. Der Song verliert an Gewicht. Das nervt dann schon mal.
Art-Pop. Wer solche Begriffe nutzt, sollte Musik wirklich nicht als sein Steckenpferd bezeichnen. Munch Munch verlieren sich in ihren Ideen. Sie pampen alles voll, singen sich um Kopf und Kragen. Ein einfacher Song hätte auch mal gereicht. Bestimmt live ganz lustig, auf Albumlänge aber einfach zu spleenig, zu bekifft und arty. Langeweile kommt schon ab dem dritten Song auf, da alle Stücke gleich angelegt sind. Schade, denn spielerisch haben sie einiges auf dem Kasten. Wer den 24-Jack Bauer-Klingelton kennt, wird ihn hier in 18 Millionen Varianten zu hören bekommen. Dass wäre sogar für Herrn Bauer zu viel Folter…

Erschienen bei Upset The Rhyth/Cargo

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