Hanno Leichtmann – The African Twintower Suite

Im August dieses Jahres verstarb Christoph Schlingensief. Seine Nachlassverwaltung nimmt indes Fahrt auf. Zu dem im Oktober 2005 mit Irm Hermann, Klaus Beyer, Robert Stadlober und Patti Smith gedrehten letzten Filmprojekt „The African Twintowers“ zog Schlingensief im darauf folgenden Jahr den Berliner Musiker Hanno Leichtmann in Sachen Filmmusik hinzu. Der durch Projekte wie Static, Denseland und Pole bekannte Schlagzeuger legt nun den verschollenen Soundtrack vor.
Zusammen mit John Nijenhuis aka Sir Henry und einem indischen Tabla-Trio spielte Leichtmann insgesamt 16 Tracks mit filmmusikalischen Themen und Miniaturen zu dem später nur als Installation bei Berlinale und Steirischen Herbst präsentierten Projekt ein. Die Themen sind oft einfach und damit in filmischer Hinsicht sehr zweckdienlich gehalten, entfalten aber dennoch eine eindringliche atmosphärische Dichte mit Underground-Charme – und Ironie.
Auch auf der Text-Ebene darf bei einem Schlingensief-Projekt natürlich die Brechung durch Ironie nicht zu kurz kommen. So schreit eine aufgeregte Regisseursstimme bei „Chris Schling Speaks“ neben anderen autobiografischen Fetzten „I hate the house of my parents“. Auf „Theme from Lüderitz“ plockern Tabla und Flöte effektbeladen in einträchtigen Schleifen. Und „Faster! Moondog! Kill! Kill!“ wartet mit Synthesizer über Trommelarrangements auf. Insgesamt ist „The African Twintower Suite“ eine amüsante Nachreichung für den gut sortierten Schlingensief-Fan.
„The African Twintower Suite“ wird im Dezember bei Dekorder erscheinen.

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