Kennst du auch diese Gesangsmikros, die so eingedötscht sind? Die schon mal beim Transport zu einem Gig in der Wagentür eingequetscht wurden? So welche haben auch Tyvek. Auf jeden Fall klingt das so.
Tyvek haben noch so einen Proberaum, der unglaublich stinkt. Ja, die gibt es noch. Auch in deiner Stadt! Dort riecht es nach ollem Bier und verpufften Zigaretten. An den Wänden gibt es Pornoheft-Bildchen, auf denen mit schwarzem Filzer nachträglich wieder Schamhaare zugefügt wurden. Zur Probe kommt jeder Bandmember mit einer Plastiktüte voller Bier.
Detroit scheint wirtschaftlich zwar am Arsch zu sein, aber da hängt ja bekanntermaßen der Hammer. Die kleinen Bands machen einfach weiter. So auch Tyvek. Punkrock mit unglaublichen Drang machen sie. Das Tempo lädt zum Pogo ein. Männer umarmen sich im Publikum und heben ihre Fäuste Richtung Clubdecke. Eine Bierschlacht macht wieder mächtig Spaß. Tyvek krachen in dein Morgengebet wie ein Leibwind nach zuviel Chili. Boyer schreit sich die Lunge raus, der Rest der Combo folgt ihm blind. Jedes ‚Fuck You‘ wird mit stolzem Grinsen rausgerotzt. Die Produktion von ‚Nothing Fits‘ ist schön rau gehalten. Es klingt fast so als würden die Jungs bei dir im Keller spielen. Jeder kurze Stickanzähler reißt dich aus der Lethargie. Sofort wird getextet, was das Zeug hält. Die Gitarren sind schön fuzzy und kratzen jeden Punkrock-Akkord aus den Ritzen. Früher wurden einfach Proben oder Livekonzerte auf CD gepappt. Jetzt waren sie mal in einem Studio. Die feinen Herren. Hört man nicht!
Ungestüm mit einem Hauch von Ironie treiben die Songs den Mob zum Crowd-Surfen. Am Ende bist du platt. Wie heißt deine Mutter mit Mädchennamen und ist sie überhaupt deine Mutter?
‚Nothing Fits‘ ist ein Brecher, der allen noisy Bands der Stunde ins Gesicht kotzt. Simple Akkordfolgen bauen sich zu einem krachigen Gesamtklang auf, der immer wieder von dem Gebelle Boyers geschnitten wird. Vielleicht die Punk-Platte des Jahres…
Erschienen bei In The Red