Weekend – Sports

„Reiß den Bass doch nicht so auf! Es dröhnt.“ Deine Mutter kommt mit dem Staubwedel in dein Zimmer und ist genervt. Du liegst einfach so auf deinem Bett, ohne dich zu bewegen. Vielleicht hebst du mal kurz die Füße an, wenn Mutti mit dem angeworfenen Staubsauger an dir vorbei will. „Was singen die eigentlich da?“ „Boah Mutti, hau ab. Ist doch Wurscht, was die da singen. Es geht um den Klang!“ „Toller Klang! Man versteht doch kein Wort!“ Klang oder Wort? Diese Frage beantworten Weekend auf ihrem Debüt mit dem Stinkefinger.
Lange dröhnende Intros bekommen die Verzerrersteigerung und den punkrocktypischen Akkordwechsel. Stimmen jaulen wie der Wind und die Drums scheppern unbeachtet in der Ecke. Der nächste Verzerrer wird angeworfen. Auf dem steht Kreisel oder My Bloody Valentine. Das kann man nicht mehr genau lesen, da so viel Gaffa-Band drumgeklebt wurde. Hinter dem Drummer hängt eine große Fahne. Auf der steht „Psychocandy“.
Der Opener „Coma Summer“ gibt dir ein sechsminütiges Rauschen und Flirren. Auch „Youth Haunts“ hat dieselbe Kraft und Länge. Die Gitarren pfeifen an der Hörsturzgrenze vorbei, an der stehen Weekend mit ihren Bauarbeiterohrenschützern und lachen. Der Bass hat nur zwei Saiten. Die Gitarren irgendwie auch. Das Tempo ist egal. Der Druck entsteht durch die Schichtung. Die Garage ist halb geöffnet. Letzte Sonnenstrahlen versüßen den lauen Tag.

Weekend

Mutti geht zu deiner Anlage und dreht leiser. „Mach das sofort wieder lauter! So Musik kann man nur laut hören!“ „Dann musst du wohl ausziehen.“ Shaun Durkhan brüllt, die Drums treiben, der Purist grübelt. Weekend geben ein Brett ab, das in seiner Machart an No Age erinnert, doch auf eigenen Füßen stehen kann. Noise für die Weihnachtstage. Mutti hat dann übrigens die Anlage wieder aufgedreht. Wo soll der Junge mit seinen 37 Jahren auch hin?

Weekend „Monday Morning/Monongah, WV“ from Slumberland Records on Vimeo.

Erschienen bei Slumberland

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