Was muss Adam Ficek nun fühlen? Vor einiger Zeit spielte er noch vor Tausenden auf Festivalbühnen. In der letzten Reihe, hinter seinem Schlagzeug versteckt, hoffte er sekündlich, dass Peter Doherty vorne nicht umfällt. Nun sind die Babyshambles für ihn Geschichte und er tingelt mit seinem neuen Projekt ‚Roses Kings Castles‘ durch die Welt. Manchmal mit einer Band im Rücken, denn jetzt ist er der Frontmann, Sänger und Songwriter. In Hamburg steht er ganz alleine und verlassen auf der Bühne. Nur seine Halbakustische und ein Mikrofonständer sind seine Partner. Gegen Ende wird auch eine Mundharmonika zum Einsatz kommen, um die Trompeten, die sonst in den Songs tröten, kurz zu imitieren. Doch erst mal auf Anfang.
Rund dreißig Menschen haben sich im Haus III&70 versammelt. Eingefleischte Fans, wie man schnell spürt. Die Texte gehen ihnen flüssig über die Lippen. 90% Frauen sind das und einige Jungs, die sich aber wohl eher ums Licht oder den Ton kümmern oder vielleicht auf Brautschau sind. Doch die Mädels haben nur Augen für Adam. Die Bachelorette-Party kann beginnen. Adam ist smart und leicht schüchtern, da er doch weiß, dass seine Songs für eine größere Umsetzung gedacht sind. Hier sind sie nackt. Er spielt sie lässig runter, kommuniziert kurz mit den Mädchen und ist charmant. Eine Flasche Wein hilft ihm in den Pausen zwischen den Songs.
Songs seines ersten Albums finden genauso Begeisterung wie die neuen Tracks, die erst in zwei Wochen erscheinen werden. Adams Musik orientiert sich an großen britischen Songwritern. Obwohl er es wohl nicht gerne hört, manchmal sieht er sogar aus, wie der junge Billy Bragg. Einige Songs lassen die Girls wippen, andere lassen sie träumen von Aftershow-Parties in Hotelzimmern. Adam ist ganz der Mod, den man sich so vorstellt und so sind seine fluffigen Akkordwechsel und seine leicht brüchige Stimme schön miteinander verbunden.
Ein kleines Konzert, das zeigt, dass man mit wenigen Mitteln und den richtigen Akkorden Lächeln in Gesichter zaubern kann. Playbacks würden Adam aber auch gut stehen. So wäre ein wenig mehr Abwechslung und Farbe in der Darbietung. Geschmacksache!
Roses Kings Castles wird ein Geheimtip bleiben. Man hat alles gesehen. Nach dem letzten Akkord verlässt Adam die Bühne und stellt sich mit seinem Weinglas an die Bar. Die Mädels sehen dies als Aufforderung. Sie stürmen auf ihn zu. Fast alle Mädels im Raum wollen Adam Ficek nun kennenlernen. Ich nicht, denn ich kenne ihn jetzt schon in- und auswendig.