In der Kombination liegt die Würze. In den Breaks, in den Schwüngen, in den Verzettelungen, im Anstrich, im Zitat, im Affekt, in der Dosierung. Die Faszination des Flows beschäftigt Women seit Beginn an. Kurze Drones, Einschübe mit Groove, Sixties-Singspuren müssen unter Dach und Fach gebracht werden. Vielleicht ist sogar Spuren das richtige Wort. Women hinterlassen Spuren, folgen aber auch welchen. Sie leihen sich ihre Schuhe bei den alten Velvet Underground und schneiden die Sohlen ab, um noch mehr Bodenhaftung zu bekommen. Reverb wird in den Schnee gepisst. Shoegaze wird mit einem Fingerhut vorsichtig gestochen. Zwischendurch sind Women nackt. Das lass ich mal so stehen!
Sanfte Gitarrenchords fliegen durch die Lagerhalle. Es zieht wie Hechtsuppe, die schon einige Tag zu lang auf dem Herd steht. Was passiert als nächstes? Zerdepper dir das Hirn! Es wird eh anders kommen. Sind wir in der Kirche oder warum flüstern auf einmal alle? Die Teenievampire aus dem Kino der Neuzeit können mit so viel Filmscore nichts anfangen. Gut so. The Zombies sind das Stichwort. Women wollen die richtigen Horrorfreaks und keine Bravo-Starschnitte. Wenn das Schlagzeug straight durchzockt und die Gitarren sich ein messerscharfes Duell liefern sind Women angekommen. Teile brechen auf, wie man es seit U.S. Maple nicht mehr gehört hat. Krachparts paaren sich mit flirrenden und spitzen Riffs, die sich bohrend in deine Haut kämpfen. Manchmal herrscht Ruhe, doch Ihr wisst schon. Vor dem…
Tropfen Kondenswasser perlen herab. Angeber sprechen bei „Untogether“ von Sonic Youth. Doch ist hier nicht eine neue Saison angebrochen? Women spielen ihren angerauten Rock mit faserigen Gliedern. Immer leicht neben der Kappe, doch mit Zielwasser in den Venen. Die hektischen Nummern schrammen an jede Kühlschranktür und erhitzen die Gemüter. Da verliert schon mal die Stimme an Tonalität. „Eyesore“ am Ende verbrüdert sich noch mal mit der Geltolle und wirkt unglaublich frisch. Ein Abgesang auf den Pop. Doch es wird nichts verbrannt, es wird nur gezündelt.
Wie auch schon Deerhunter sind Women einen Schritt weiter gegangen und haben ihre Perfektion perfektioniert. 2010 ist doch noch ein tolles Jahr geworden und wenn dich jemand fragt, auf was du so stehst, klingt „Women“ doch geradezu provokant. Der Noise bekommt immer mehr Farben. Schwarz ist keine Farbe! Ey, es ist nicht immer nur alles schwarz. Hör mal zwischen den Stühlen. Neben dem Knacken des Holzes ist noch was anderes. Wahnsinn!
Erschienen bei Jagjaguwar