Blonde Redhead – Penny Sparkle

Der Krach der Anfangstage hat sich in Luft aufgelöst. Blonde Redhead haben mal dem Shoegaze Beine gemacht, aber das weißt du sicher. Mein Gott ist das lange her. Auch ihr letztes Album, das nun drei Jahre in den Plattenschränken versauert, war schon nicht das Gelbe vom Ei. Das neue Werk knüpft nahtlos an. Schade!
Die Songs sind sphärig angelegt, haben diese emotionale Tiefe, die Indie-Herzen höher schlagen lässt. Doch die Umsetzung ist nicht sehr geglückt. Die Winterstimmung lässt dich frösteln, ja fast gruseln. Warum wollen alle nach Garbage klingen? Ist Butch Vig wirklich der Knaller? Die Dunkelheit wird mit poppig angerissenen Refrains übermalt. Blonde Redhead-Entdecker Steve Shelley wird wohl langsam Abstand nehmen. Krachwände und zerfetzte Lieblingsblumen sind begraben worden. Elektronische Sounds und Drums spielen sich durch den vermatschten Schnee und halten Glöckchen in ihren Händen. Das Licht wird immer mal wieder angeknipst, doch zu erkennen gibt es nichts Dolles. Gut, Kazu vielleicht, aber dafür kann sie ja nichts.

Blonde Redhead

Das New Yorker Trio um Kazu Makino versucht traumwandlerisch durchs Gebälk zu säuseln. Doch das machen heute schon einige besser und so ist „Penny Sparkle“ nur ein weiteres Indiz dafür, dass sich der Schritt in Richtung Mainstream nicht immer auszahlt. Gut, das Konto ist vielleicht besser gefüllt, doch der künstlerische Ansatz und die Atmosphäre gehen verloren. So bleiben Blonde Redhead eine Band, die nur ein weiteres Album aufgenommen haben. Eins, das mal Cure-Gitarren drischt, obwohl von Dreschen kann hier auch nicht die Rede sein, mal den Cocteau Twins die Drummachine klaut. Viel Wind verbreiten die Songs, Kazu sehnsüchtelt sich durch Wattebausch-Räume und zweifelt. „Love Or Prison“. Blonde Redhead machen keine Gefangenen. Sie bleiben auf der Kante zu Kitsch ebenso kleben, wie an der Ecke zu Avantgarde. „Penny Sparkle“ wird viele Ausstellungen eröffnen. Mädels werden fragen: „Wer ist denn diese bezaubernde Sängerin?“ Aber das reicht leider nicht mehr. Schillernde Langeweile. Schön und vor allem nett.
Erschienen bei 4AD

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