Wavves – King Of The Beach

Na, schon mal von Shitgaze gehört? Macht nichts, dafür bin ich ja da. Nimm eine Kombination aus LoFi, Noise und Garagen-Punkrock und hau noch mal mit dem Surfbrett drauf. Fertig ist das vielversprechende neue Ding. Nathan Williams ist einer dieser Shitgazer. Oder vielmehr er war es mal. Vielleicht war Nathan sogar das Aushängeschild dieses Genre. Nun bewegt sich auch einer wie Nathan in ein Studio, um mal amtlich an Songs zu gehen, und nicht immer nur auf dem Kinderzimmerbett zu hocken und zu schrammeln.
Früher, noch zu Shitgaze-Zeiten, war Nathan der einsame Wolf im Schafspelz, der gedankenverloren kalifornische Weisheiten in Kassettenrekorder brüllte. Er war Wavves. Jetzt wird er von Stephen Pope und Billy Hayes an Bass und Schlagzeug unterstützt. Die drei mischen die altbekannte Soße mit Eimern voll Psychedelic und jugendlicher Sommerlochstrategie. Die Skateboarder auf den Covern sind verschwunden, die Halfpipe abgerodet. Und trotzdem ist alles gleich geblieben. Nathan schreibt gute Songs und kümmert sich nicht darum, was andere so in diesen Tagen machen. Keyboards werden gehämmert, Melodien und schöne Gesangsausführungen drängen sich in den Vordergrund. Die Sonne ist noch da, die Wellen auch, doch der Schmutz ist luftigen, unverkrampften Beachboys-Singalongs gewichen.
Wavves
Natürlich immer noch schön blechern, doch Nathan schielt nun vom Dosenbier Richtung Magnum-Champagnerflasche. Die Songs haben immer noch dieses angezickte Tempo und die Sixties luschern auch weiterhin durch Rollo-Sonnenbrillen, doch die Songs leben weiter. Sie atmen ein wenig mehr. Bei den ersten beiden Alben „Wavves“ und „Wavves“ (lustig nicht wahr?) war doch schnell der Vogel abgeschossen. Man konnte nicht mehr folgen. Irgendwann war alles nur noch Babybrei und mehr als ein Schmunzeln oder bekifftes Headbangen waren nicht drin. Auf „King Of The Beach“ gibt der Punk sein Comeback. Natürlich mit Fun und Slackertum, zerschlissenen Chucks und roter Sonnenbrandhaut. Politisch ist nur der Glaube an die eigene Idiotie (Idiot). Die Gitarren bratzen wunderbar tollkühn durch geballerte Drumwirbel. Chöre in Kopfstimmenlage, versuchen sich spielerisch  einzubinden. Bei „Mickey Mouse“ kommt das Experiment wieder zum Vorschein. Hallige Stimmen bleiben auf dem Electroteppich kleben. Ein Dauerapplaus klatscht sich durch den Song. Bunte Farben ziehen durch Animal Collective -Gesäusel.
Dass Nathan privat ein großer Hip Hop-Fan zu sein scheint, ist auf „King Of The Beach“ nicht zu vernehmen. Wäre auch zu viel des Guten. Nathan führt sein Wavves-Projekt in eine neue Liga, doch es liegen immer noch mindestens drei Ligen bis zur Weltspitze. Trotzdem nette Sommerplatte!
Erschienen bei Fat Possum Records

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