Kylie Minogue – Aphrodite

Willkommen vor dem Spiegel! Na, wie sitzt das knappe Outfit? Muss ich noch mal zum Unterspritzen in die Tagesklinik? Kylie wiegt sich nach vorn und nach hinten. Nein, alles sitzt am rechten Fleck, sogar ihre Stimme ist ihr nicht ins Höschen gerutscht, als Stuart Price ihr seinen Discoentwurf vor den durchtrainierten Bauch knallte. Wieder erstarkt tritt Kylie vor das Playback und haucht über ihren gedoppelten Gesang. Die Streicher tragen sie in die rauschende Nacht. Die Tänzer um sie herum wirbeln, um nach Pina Bauschs Tod den Kontakthof wiederzubeleben. Man kann sie immer sehen. Hallo, das ist eine CD! Sorry, ist aber so! Ihren Schweiß hört man förmlich tropfen. Bei jedem Song hast du das Bühnenbild und die engen Outfits der kleinen Australierin vor Augen, wie sie auf starken Männerhänden getragen wird. Der Sommer ist da, der Schaum, der Glitzer, all das Gebumse an den Ampeln. Da gehört Kylie hin. Keine Balladen, es soll doch die Show rübergebracht werden und nicht irgendein Gefühl.
Die Nacht ist wie für Ibiza gemacht, Kylie dafür geboren und so steckt sie ihr Persönchen in bunte Dancearrangements. Die schwule Community hebt die rasierten Achseln und wirbelt über die Tanzfläche. Der Beat steht, alles ist golden und fett. Drei Jahre hat Kylie mit Tourneen verbracht. Nun gibt es neues Futter für die Partyhengste. Einige Brecher haben es auf das Album geschafft. Oder sind nicht doch alle Songs Killer? Manchmal schaukelt das Boot zu sehr und Käpitänin Kylie hat Probleme, mit den High Heels guten Stand zu haben. Na ja die Single tut das, was eine Single tun muss. „All The Lovers“ plockert erst unlaut durch das Sommerloch, doch wenn die Hookline ihre Kreise zieht, steht das männliche Personal im Gayclub auf einmal selbst auf dem Dancefloor und wackelt mit den Backen. „Get Out Of My Way“ bietet alles, was Kylie, Madonna, Stuart Price und die andere Hühner so ausmachen. Man pfeift nach zwei Sekunden mit und verfällt in so einen überkandidelten Tanzstil. Die Welt gehört dir, der Strand, der Pool, die Yacht und der Schwarm.
Kylie Minogue
Kylie gibt sich Mühe, viele Facetten zu präsentieren. Schwer! Sie ist halt eine Grinsekatze mit Sexappeal und 80er-Background. Was soll man da noch um sie rum bauen? Man spielt mit dem Image der kleinen Powerfrau und leuchtet die Tanzfläche großzügig aus. Reicht das? Den Fans auf jeden Fall und die Anderen bleiben immer mit halbem Ohr hängen. Ein Bier bringt dich näher an die Songs. Zwei Bier lassen dich mit dem Fuß wippen. Drei Bier holen den Tiger in dir hervor. Vier Bier und du stehst ohne Hemd mitten auf der Tanzfläche. Fünf Bier lassen dich kotzen. Siehst du, hast mal wieder übertrieben! Kylie spielt weiter in der Champions-League. Das Wochenende gehört ihr. Der Montag bleibt wohl anderen überlassen…
Erschienen bei Parlophone (EMI)

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