Es ist seltsam, neben Neil Young ist Prince wahrscheinlich DER Künstler mit den meisten unveröffentlichten Alben und dennoch komme ich erst jetzt auf ihn zu sprechen. Dabei ist das Album um das es gehen soll hochinteressant.
Obwohl Prince den Meisten für seinen Streit mit seiner Plattenfirma Warner bekannt sein dürfte – daher auch seine Umbenennung zu The Symbol (O ( + > aka TAFKAP) – stand er sich bei den unveröffentlichten Alben meist selbst im Weg. Übersprudelnder Enthusiasmus und immer wieder verworfene Ideen. So auch bei Camille. Einem Album das Prince im Verlauf des Jahres 1986 aufnahm. Dabei sollte es sich dabei gar nicht um ein Prince Album handeln, sondern um eben das Album von Camille. Trotz des Frauennamens war Camille für Prince ein „he“, ein „Boy“. Andererseits pitchte er seine Stimme, um noch höher zu klingen und sang Songs wie „If I was Your Girlfriend“. Für viele war klar, dass Prince hier seine feminine Seite auslebte. Dabei war Prince immer schon androgyn und auch das Pitchen der eigenen Stimme, ist nicht nur auf den Camille Aufnahmen zu finden. So antwortete George Clinton passenderweise auf die Frage, wie man denn das Zeichen lesen solle, dass Prince sich 1993 zum Namen machte, einfach mit „Hermaphrodite“.
Es scheint nicht unwahrscheinlich, dass Prince die ganze Sache ein wenig zu heikel wurde. Das Spiel mit den Geschlechtern. Andererseits pflegte er auch seine Eitelkeiten und Exzentrik. Kurz vor der geplanten Veröffentlichung des 8-Song Albums verwarf Prince die Idee und widmete sich dem Doppelalbum „Sign ‚☮‘ the Times“. Hierbei griff Prince auch auf Material von Camille zurück. So waren „If I was Your Girlfriend“, „Strange Relationship“ und „Housequake“ auch für Camilles Soloplatte vorgesehen.
Obendrauf ordnete Prince auch zwei weitere Songs Camille zu. Das auf „Sign ‚☮‘ the Times“ enthaltende „U Got The Look“ sowie die Single B-Seite „Scarlet Pussy“. Doch dann begannen sich die Dinge zu verselbstständigen. So sagte Prince selbst, dass Camille Besitz von ihm einnahm und ihn zwang ein weiteres Album zu machen: „The Black Album“. Ein kleines funkiges Drecksstück mit ungewöhnlichen Songs und weiteren Alter Egos. So schlüpft Prince in die Rolle des Frauenkillers „Bob George“ und verunglimpft sich selbst als „that skinny motherfucker with the high voice“.
Angeblich war das Album nie wirklich zur Veröffentlichung vorgesehen und dennoch sollte es am 7. Dezember 1987 erscheinen. Auch hier zog Prince selbst kurz vor der Veröffentlichung die Reißleine und nur wenige Kopien des produzierten Werkes kamen in den Handel. Mehrere Theorien gibt es über diese Entscheidung. So soll Prince mal gesagt haben, dass er sich kurz vor der Veröffentlichung bewusst wurde, dass wir alle sterben und an dem gemessen werden, was wir als letztes erbracht haben.
Andere begründen es mit Princes Spiritualität. Er soll das Album als Böses angesehen haben. Auch soll Prince während dieser Phase mit Ecstasy experimentiert haben. Klären lässt sich der wahre Grund wohl nicht. 1994 erschien das „Black Album“ dann doch noch in kleiner Auflage, vermutlich um den Vertrag über sieben Alben mit Warner zu erfüllen.