Es gibt Auszeichnungen, die klingen einfach nicht so gut. Mulatu Astatke hat schon lange einen legendären Status inne als, ja als Vater des Ethio-Jazz, so lese ich. Traditionell Äthiopisches trifft Jazz anglo-amerikanischer Prägung. Das war lange bevor er 2005 durch Jim Jarmuschs Film „Broken Flowers“ einem größeren Publikum bekannt wurde. Der Vibraphonist Mulatu Astatke legt nun nach etlichen Jahren ein neues Soloalbum vor, das man getrost als sehr kosmopolitisch bezeichnen kann.
„Mulatu Steps Ahead“ beginnt verhalten, langsam, in sich gekehrt und sehr traditionell jazzig. Bläser räsonieren mehrstimmig. Resultate diverser in London mit Mitgliedern des britischen Ensembles The Heliocentrics aufgenommene Sessions, mit denen Astatke im vergangenen Jahr bei dem Label Strut bereits ein gemeinsames Album veröffentlichte. Dann wird es mit dem dritten Titel „Green Africa“ bewegter. Das Tempo zieht an. Das Vibraphon, das hier etwas an ein Balafon erinnert, führt nun mit besonnener Lebendigkeit. Es führt hin zu den im weiteren Verlauf des Albums immer präsenter und prägender werdenden afrikanischen Einflüssen, die bei „I Faram Gami I Faram“ in Form von typisch äthiopischen Gesängen Gestalt annehmen.
Mit „Mulat’s Mood“ gelingt Aastatke schließlich die wunderbare Symbiose, Bläser und Percussion, Amerikanisches und Afrikanisches, Solo und Beat zu verschmelzen, und zwar unaufgeregt und in fast trauriger Schönheit. Mit „Mulatu Steps Ahead“ ist Astatke ein eindrucksvolles Album gelungen, das nicht mit scheinbar grenzenloser Virilität prahlt, sondern durch seine unspektakuläre Nachdenklichkeit überzeugt.
„Mulatu Steps Ahead“ ist bei Strut erschienen.