Setz dich auf deinen Hosenboden! Kämm dir dein Haar ins Gesicht! Lass die Orgeln dröhnen und hol das Funk-Monster unter dem Bett hervor. Pocahaunted krabbeln die ganze Zeit. Das Aufrechtgehen soll den Anderen gehören. Im gebückten Zustand lässt sich das Chaos viel besser kontrollieren. Jedes Experiment kommt so lässiger durch den Flokati. Jedes Instrument, jede Kuhglocke bekommt einen eigenen Namen und darf ungefragt in das Arrangement geworfen werden. Macht das Abschlagen eines Barbie-Kopfes nicht einen tollen Sound?
Amanda Brown musste sich neue Mitstreiter suchen, da Bethany Consentino, das als Duo gestartete Projekt zu Gunsten des Besuchs eines Colleges und der Gründung von „Best Coast“ verlassen hatte. Doch ans Aufhören hatte Amanda nie gedacht. Jetzt erst recht. Noch mehr Brimborium. Jedes zugefügte Teilchen macht den Sound noch verrückter. Also los, lass uns poltern. Werft mit Popcorn und Chips und entflust eure selbstgestrickten Pullover. Wir hauen alles weg. Das Jedi-Schwert zeigt dir den Weg.
Pocahaunted sind wieder in der Weltklasse unterwegs und haben den Lehrer ins Lehrerzimmer verbannt. Sie brauchen keinen Aufpasser. Nun ist man zu fünft und jeder passt auf den Anderen auf. Eine Großfamilie mit Hang zu Inzest.
Das Produkt ist aber auch ohne Bethany ein stinkiger Knallfrosch. Jeder Schnipsel wird zu einer tranceartigen Papierfabrik und die setzt alles ohne Prittstift, nur mit Spucke wieder zusammen. Jeder Hall bekommt einen eigenen Buggy und wird durch den Kindergarten geschoben. Die ersten Transparente hängen. „Eierscheiche dieser Welt, vereinigt euch!“
Den Doors werden die Türen vor der Nase zugeknallt. Bob Marley darf noch nicht mal am Joint schnüffeln und der Schminkkurs wurde extra noch mal abgesagt. Es sieht einfach besser aus, wenn man den Make-Up-Artisten zu den Catwalks schickt und man selbst Hand anlegt. Pocahaunted schreiben keine Songs. Es sind nur Bruchstücke von dem, was der Popnarr als Struktur erahnt. Ein Teil der Teile bleibt als Gerüst für die psychedelische Grundstimmung. Der Rest fließt aus den Weichteilen. Die Lust am Tollhaus mit Schreien und verflixter Ungenauigkeit sind das Nahziel. In der Ferne winkt das Happening. Oder der Kontrollverlust. Fela Kuti gründet im Himmel einen eigenen Staat.
Alles wird fabuliert und ausgekotzt. Die Hippies werden mit Blumen beworfen und bekommen Schlamm ins Gesicht geschmiert. Wer hier noch nicht seine Fußnägel lackiert hat und über Scherben wandelt, ist auf der falschen Party. Der Live-Charakter und die freie Improvisation lassen Pocahaunted direkt durch dein Wohnzimmer reiten. Auf bunten Holzpferden spielen sie die Squaws aus der Nachbarschaft und knebeln dich an den Tisch fest. Mit verbundenen Augen spürst du nur noch die Bassdrum, die dir immer wieder zeigt, dass der Stock in deinem Arsch doch so langsam entfernt werden könnte. Du windest dich im Takt auf dem Boden, während die Girls ihre Instrumente an deiner Heizung reiben. Die Drones hypnotisieren dich. Du bekommst unfreiwillig eine Erektion. Die Girls lachen und holen ihre Ritsch-Ratsch-Kamera aus dem Leinensack. Das muss festgehalten werden. Du wimmerst und flehst, doch sie spielen immer weiter. Sie beleben dich und traktieren dich. Sie wollen, dass du deinen Namen tanzt. Wie denn im Liegen?
Pocahaunted sind wahre Meister. „Make It Real“ bumst ungeschützt durch die Gegend. Jeder Track eine Offenbarung, eine Klagemauer aus Cannabis. Super! Jeder blaue Fleck wird als Tattoo bezeichnet. Ein Kindergeburtstag für Langzeitstudenten und Körnerfresser, die heimlich an Muttis Blutwurst schnüffeln und ihre politische Einstellung verfluchen. Wir wollen Kinder sein. Dumm und 1, 30 m.
Erschienen bei Not Not Fun