Als im Oktober 2007 „Chrome Dreams II“ erschien war so manch unbedarfter Neil Young Fan ein wenig irritiert. Impliziert die römische Zwei doch, dass es auch einen Vorgänger mit dem Titel hätte geben müssen. Den gab es auch, doch veröffentlicht wurde dieser nicht.
Neil Young war nicht nur schon immer ein Vielschreiber, sondern auch einer der gerne Platten ankündigte, aufnahm und wieder verwarf. So auch 1977 bei „Chrome Dreams“ geschehen. Dabei ist der Titel eigentlich ein Selbstläufer geworden und mancher Biograph vermutet, dass Young diesen gar nicht selbst erwählte. Vielmehr war es nur der Titel einer gebootlegten Version des unveröffentlichten Albums. So kursiert gar der ziemlich seltsame Titel „Ride My Llama“.
Andererseits war schon 1976 im Rolling Stone zu lesen, dass Young plane ein Album mit dem Titel „Chrome Dreams“ zu veröffentlichen. Als dann stattdessen „American Stars ’n Bars“ erschien war man sich eigentlich sicher, dass „Chrome Dreams“ nur der Arbeitstitel für dieses Album gewesen sei. Oder, wie man es von Young gewohnt war, der Titel für eine verworfene Zusammenstellung diverser Stücke. Erst 1992 kam die Sache wieder in Schwung. Ein Sammler entdeckte eine Testpressung des verschollenen Albums. Beiliegend zur Pressung war ein Tracklisting, das sich allerdings früh als Fälschung rausstellte. Obwohl dann kurz darauf die ersten Bootlegs erschienen, wurde die Authenzität des Werkes angezweifelt. Dabei ist allerdings egal wie dieses Album geheißen hätte, denn die Testpressung ist authentisch und viele der 12 Songs sind auch noch bis heute unveröffentlicht.
Andere Stücke wie „Like a Hurricane“, „Powderfinger“, „Sedan Delivery“, „Star Of Bethlehem“ und “Pocahontas“ wurden dann aber doch noch auf anderen Alben veröffentlicht.
Dass alleine vier Stücke auf „American Stars ’n Bars“ wiederzufinden waren, legte auch die Vermutung nahe, dass „Chrome Dreams“ nur die Vorarbeit zu diesem Album dokumentierte. Dennoch lassen sich Fans nicht beirren, vor allem da diese Testpressung nicht nur eine herrausragende Qualität hatte, sondern auch insgesamt eine der besten Platten war, die Young in den 70ern einspielte. Unklar bleibt warum Young stattdessen „American Stars ’n Bars“ bevorzugte. Andererseits auch keine Besonderheit in seinem Schaffenswerk. Hier sei nur auf „Homegrown“ von 1975 verwiesen.
Young selbst trug dann wie Anfangs erwähnt selbst zum Mythos bei, als er mit „Chrome Dreams II“ ein offizielles Sequel veröffentlichte.