Ob mit oder ohne „The“, die Strange Boys dengeln wieder. Die Mundharmonika pustet sich die Lunge raus und Ryan Sambol lässt seiner Stimme nur einen Hauch von Leichtigkeit über. Jeder Satz hat die Dylan-Grütze gelöffelt und wird raus gehustet. Die Band aus Austin spielt sich durch die Rock’N’Roll-Geschichte mit allem was dazugehört. Jedes Blues-Lick ist ihnen bekannt, jeder Twang und jedes Poltern, scheinen ihnen aus der Magengegend zu zu brummen. Hier wird noch gearbeitet und geschwitzt. Foto-Sessions machen die Frisuren-Bands.
Ryan Sambol kratzt und shakert mit der Lebenslust, ohne die Gefahr des Plagiats aus den Augen zu verlieren. Charmant altbacken kommen die neuen Songs daher. Immer versucht jemand das Garagentor zu öffnen, doch es klemmt. So bleiben die Stücke rauh und ungeschönt. Der R’N’B bekommt sein Saxofon und der letzte Partygast träumt von einer Karriere als Mundharmonika-Spieler. Die akustischen Balladen haben dicke Tränen in der Jeansjacke und tropfen auf die mit Badges verunstaltete Jacke.
Die Songs sind erwachsen geworden, die Jungs dagegen sehen immer noch aus als müssten sie ihre Ausweise vor jeder Bar zücken. Am meisten machen die Burschen Spaß, wenn sie alles ablegen, was auf ihren Schultern lastet. Klar, die Hype-Maschine brodelt und ihr Name fällt oft in Strokes-Diskussionen. Natürlich sind die Strange Boys noch Whisky-Gläser weit entfernt den Pseudo-Rockern aus NYC den Alkoholpegel zu klauen, doch die Nähe ist dezent spürbar.
Der Mix der Jungs aus Texas mit all ihren Dengel- und Fussel-Riffs betört und lässt aufhorchen. Nicht alles passt und manche Hook bleibt Sambol im Halse stecken, doch ein kräftiger Schluck aus der Pulle und der alte Esel trippelt wieder über Stock und Stein. Die Strange Boys suchen noch ein wenig nach ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Nische. Viele Schwätzer halten ihnen schon ungefragt die Türen auf, doch dahinter kann auch schon mal eine Fehlentscheidung hocken, die man schwer aus seinen Klamotten kriegt.
Die Single „Be Brave“ eiert schön über Glasscherben. Das Piano in der Ballade „The Unsent Letter“ haut sich aus der Western-Stadt und blickt noch nicht einmal zurück. Die Liebe ist nicht immer, in jeder Kaschemme zu finden. Manchmal muss man Kontinente überfliegen, um das Glück zu erblicken. Die Strange Boys werden in nächster Zeit viel reisen. Die kleinen Clubs werden überfüllt sein und die Festivals warten mit Tageslicht-Bühnen. Bis sie die Hauptbühnen der Nacht erreichen, werden wohl noch zwei Alben vergehen.
Am Ende geht Sambol fast die Luft aus, hatte er doch auf der ersten Hälfte des Albums seine Leber auf der Zunge getragen, doch alles kein Problem. Die Strange Boys bleiben ein ernstzunehmender Kandidat für das nächste Scheunenfest. Rock On! Und „The“-Bands gibt es doch auch genug. Also bleibt nicht fremd und erobert einsame Herzen im Sturm. Jede Hammondorgel zeigt euch den Weg. Man muss auch wollen!
Erschienen bei Rough Trade