Die Synthesizer-Melodie tanzt vor und zurück. Dies wird ein seltenes Bild bleiben. Die Drones drücken und schwelgen als Basisstation unter der Kuppe. Es fliegen David Lynch-Trolle an deinem geistigen Auge vorbei. Los Angeles, die Stadt der Engel hat wieder einen neuen, doch der hat sich selbst die Flügel abgenommen, um nicht immer mit einem verwechselt zu werden.
Kyle Parker holt den Ambient-Hammer aus dem Schuppen und drückt uns Drones mit Frühlingsquark aufs Knäckebrot. Der Tagtraum bekommt ein Gesicht und die Beatlosigkeit einen Dirigentenstab. Auch klebt in der Luft ein unerträglicher Hauch von UHU und Kotze. Der nächste Morgen ist immer der Schlimmste. Neben dir liegt deine Nachbarin. Jetzt bist du dran. Wer jetzt reden will, ist verloren. Du schiebst die Dame zur Seite und flüchtest über den Flur in deine Bereiche. Du wolltest doch nicht schon wieder umziehen.
Die Mischung aus Krach und Schönheit macht Infinite Body zum Aushängeschild. Auch der härteste Noise brettert sich durch Blumenmeere und vollführt Wohlbehagen auf der Hollywood-Schaukel. Los Angeles lebt. Das hatten wir Europäer längst vergessen, vor lauter „Roten Teppichen“. Ein simpler String-Part katapultiert sich zu einem Monster hinauf und die Glocken klingen noch lange nach.
Die Mischung macht den Meister. Das wußten nicht nur die Cola-Erfinder. Kurze Tracks liegen bei Infinite Body genauso im Trend, wie lange ausfransende. Auch ruhige, meditative Phasen halten an der Klippe inne, um Luft zu holen für die nächste Reise zum Mittelpunkt der Nacht. Du legst dir frische Söckchen in den Rucksack. Der Anstieg könnte schweißtreibend werden. Die Dose mit Ecstasy fällt dir beim Ausstieg aus der Regenjacke. Hilfsmittel brauchst du nicht mehr. Du bist schon drauf. Andere würden sagen, dass du kleben geblieben bist.
Jetzt rattert dein Hirn wieder und die Sonne knallt bei „Sunshine“ wirklich. Sie hämmert dir die Anzahl der Sonnenstunden um die Ohren. Wenn du genau mitzählst, wird es ein heller und warmer Tag. Ein Adler zieht seine Kreise. Fliegen wäre schön. Noise lässt dich wahrlich größer erscheinen. Der Synthesizer holt alles aus dem Plastik und du schlürfst gekonnt an deinem Gatorade. Erfrischung ist heutzutage bunt und schmeckt nach Katzenpisse. Deine Oakley-Sonnenbrille sitzt auf deiner Nase, als wäre sie immer schon da gewesen.
Jetzt endlich siehst du Kyle Parker, wie er nur mit Jeans bekleidet vor seinen Samplern und Kabeln hockt. Die Noise-Wand lässt dir die Ohren bluten. Kyle möchte nicht reden. Mit geschlossenen Augen dreht er an den roteingefärbten Knöpfen. Der Himmel färbt sich rosa und die alten Jugendtage, als Kyle noch als Gator Surprise unterwegs war, tauchen in deiner Erinnerung auf. Die schönen Momente werden größer, die Noise-Einschübe weicher. Alles puzzelt sich zu einem Bild zusammen. Du wechselst die Socken. Zufrieden lächelst du Kyle zu, doch der hat nur Augen für sich. Der Synthesizer klimpert und du denkst kurz an Bar Jazz. Die nächste urige Bar ist meilenweit entfernt.
Du baust dein Zelt auf und Isabella Rossellini hilft dir dabei und trägt ein Tierkostüm. „Ich drehe doch jetzt Tierpornos!“, sagt sie, als sie sieht, wie verdutzt du guckst. Infinite Body zerschneidet derweil Schönheiten mit der Schere und klebt sie wieder auf schwarze Pappe. Wenn dieser UHU-Gestank nicht wäre…
Erschienen bei PPM