Popmusik schreibt manchmal die schönsten, oft aber auch die grausamsten Geschichten. Bei Smile Smile ist es mal wieder eine höchst traurige. Autobiographische Songs dienen da wunderbar als Ausdrucksform. Die Wahrheit kommt ans Licht, ob du sie hören willst oder nicht. Die Geschichte von Smile Smile ist schnell erzählt. 2005 trafen sich Ryan Hamilton und Jencey Hirunrusme in Dallas. Es war Liebe auf den ersten Blick. Schnell wurde die Verlobung bekannt gegeben und eine Band gegründet. Wenn schon zwei Musiker miteinander gehen, dann bitte auch ins Studio.
Das Schlafzimmer kann nicht immer einziger Kommunikationsplatz bleiben. Smile Smile war geboren. Passender konnte ein Bandname nicht sein. Beide grinsten auf ihrem ersten gemeinsamen Album „Blue Roses“ wie ein Honigkuchenpferd. 2007 war dann der Himmel nicht mehr voller Geigen, ein Seitensprung hatte das Vertrauen zerstört und die Beziehung auf Eis gelegt. Das Eis schmolz und die Trennung war nicht mehr abzuwenden. Nun sind sie nicht mehr die Schmusekätzchen, die sich zärtlich nach einem geglückten Gesangspart über den Kopf streicheln. Doch Smile Smile machen trotzdem weiter. So wird ihr Bandname zur ungewollten Ironie. Hätte ein Musikmanager nicht schöner arrangieren können.
Die Musik ist gleich geblieben. Drolliger Folk-Pop, der immer zwischen Himmel und Hölle hin und her schwankt. Das Verpasste wird thematisiert. Ryan haut die Gitarre kräftig an und singt über neue Hoffnung und alte Zeiten, in denen seine Anvertraute noch lächelnd auf seinem Schoß Platz nahm. Jencey klimpert Pianomelodien und spielt das traurige Mädchen, das mit Lolli im Mund wieder nach einem neuen Toyboy schielt, aber jeden mit dem Verflossenen vergleicht.
Die Wahrheit wird auf Tape gebannt und uns Gala-Lesern vor den Latz geknallt. Schöne Singalongs sind entstanden, die aber nicht aus ihrem Korsett spingen. Leider! Smile Smile beginnen mit ihrer Trauerarbeit und Taschentücher sowie zu viele Rotweinflaschen pflastern ihren Weg. Beide betteln um eine zweite Chance, doch sie wissen auch, dass es kein Comeback der Liebe gibt. Das Loslassen wird zur größten Hürde.
Dieser Indie-Pop wird nicht die Welt verändern, auch die kleinen Elvis Costello-Country-Einschübe sind süß, doch halten sie das Album auch nicht frisch. Der Auftau-Modus ist schon längst im Gange. Smile Smile sind die Moldy Peaches aus Dallas ohne deren Anti-Folk-Haltung. Singalong-Folk für kleine Mädchen, die gerade ihren Boyfriend auf der Kirmes mit einer anderen erwischt haben. Für die harten Jungs ist das alles zu weich gespült. „Dann nimm doch ’ne Andere!“ werden die Machos von den Dächern rufen.
Die Produktion ist amtlich und der zweistimmige Gesang kann hier und da schon mal ein Tränchen rausholen, doch auf Dauer zu vorhersehbar. Auch das Wechselspiel zwischen Uptempo und Balladeskem ist nach Hälfte der Durchlaufzeit ein wenig ermüdend. Für das Cover gibt es ein Sternchen mehr und man kann den Beiden gar nicht richtig böse sein. Man wünscht ihnen viel Glück auf ihrer weiteren Reise und hat am Ende doch noch einen Ohrwurm: „You can’t escape, when the truth is caught on tape.“ Verzweiflung kann man schon mal weglachen. Doppelt gelacht ist da schon wieder komplizierter.
Erschienen bei Kirtland Records