Ab wann darf man von einem Debütalbum sprechen? Sind Mixtapes schon eine richtige Veröffentlichung oder nur eine Ansammlung? Im Hip-Hop ist da die Grenze fließend und Tapes, so wie Rough-Mixe kursieren durch deinen Kiez oder liegen in brennenden Mülltonnen. So schnell kann der Gangster gar nicht nachladen und schon wieder bekommt er neuen Stuff um die Ohren geballert.
„Deep Hearted“ von 2007 soll eine Compilation gewesen sein, also kein richtiges Album. Okay! Überhaupt gibt es über Strong Arm Steady lustige Geschichten zu erzählen. Gründungsmitglied Xzibit hielt sich immer aus der Schussbahn, ist auf keiner Aufnahme zu hören und taucht doch in der Vita immer an erster Stelle auf. Starbonus mal anders. Mitchy Slick, Phil The Agony und Krondon sind die Aushängeschilder der Truppe. Sie halten ihre Gesichter in die Kameras und rappen fein um ihr Leben und um die Thong-Girls.
Als das „Debütalbum“ auf Xzibits Label erscheinen sollte, sträubten sich die Rapper aus der ersten Reihe, denn sie wollten lieber auf Talib Kwelis Label „Blacksmith Music“ veröffentlichen. So kam es zum Streit und Xzibit verließ die Gruppe. Stars tun manchmal nicht gut, gerade wenn sie keinen Ton von sich geben und nur mit Dollarscheinen wedeln und in ihrer Freizeit an Autos rumschrauben.
„In Search Of Stoney Jackson“ ist nun, laut Krondon, der erste große Wurf von Strong Arm Steady. Viele bekannte Köpfe und Stimmen haben ihre Finger im Spiel. An den Knöpfen saß Madlib. Halbe Miete! Gaststars wie Talib Kweli oder Phonte schauten auf einen Bong vorbei und veredeln so die Dankesliste. Credits, Baby!
Aufkleber auf Veröffentlichungen haben immer noch eine große Bedeutung und Anziehungskraft. Vielleicht mehr als das Artwork. Der Kaufreiz muss unterfüttert werden. Da helfen Namen wie Planet Asia oder Evidence natürlich. Die richtige Labelwahl ist auch wichtig. Mit Stones Throw ist man da schon weit vorne.
Die Westküste schlägt zurück und feuert verhalten aus Stretch-Limousinen. Die Beats bestehen ausschließlich aus Samples. Drumkits sind was für Schwuchteln! Glasklar und knackig wird Los Angeles Polizei gefickt, doch nie wird der Hit aus den Augen verloren. Kein stumpfes Runtergebattle, kein Gegröle und Swimmingpoolgehopse. Der Coolnessfaktor steht im Fokus, was aber bei Produzent Madlib keine Überraschung ist. Doch auch er hält sich smooth zurück und verfällt nicht, wie des öfteren, in Clownerien.
Die drei Hauptrapper ordnen sich gelegentlich zu brav unter und lassen den Gaststars den Vortritt. Dies ist bei 20 Features auch kaum zu vermeiden. Vielleicht ist das wohl der Knackpunkt des Albums. Zu viele Köche salzen daran herum und die sanfte, chillige Atmosphäre durchzieht ein Hauch von Chaos. Nicht immer sind alle Stimmen zielgerichtet. Vieles versendet sich. Trotzdem haben die Kalifornier ein tolles Piece abgeliefert. Die Samples überschlagen sich, sind wunderbar weich miteinander verwoben und die Bläsermomente durchfahren deine Baggypants.
Wenn man den zusammgewürfelten Ansatz vergisst und „In Search Of Stoney Jackson“ auch wieder nicht als Album, sondern als Compilation einordnet ist doch alles in Ordnung. So haben die „Newcomer“ immer noch Potenzial und eine Aufgabe, um dann irgendwann ihr „richtiges“ Album vorzulegen. Wie zu lesen war, wohl schon dieses Jahr. Ich bin gespannt und google so lange nach den Samplezuordnungen…
Erschienen bei Stones Throw