Was ist Minimal? Was ist Disco? Was ist Techno? Begriffsbestimmungen. Was gibt es aktuell zur Entwicklung der elektronischen Musik in Köln zu sagen? Welche Bedeutung hat die CSD-Open-Air als Party? Standortbestimmungen. Die unterhaltsame Transkription einer lockeren Gesprächsrunde mit den DJs Tobias Thomas, Hans Nieswandt, Riley Reinhold und Dietmar Saxler über Clubkultur, Orte und elektronische Subgenres füllt ein geschmackvolles Magazinheft, das der Jubiläums-Compilation E’de Love der Kölner Veranstaltungsinstitution E’de Cologne beiliegt.
Die Symbolhaftigkeit eines partytauglichen Assoziationsspiels ( „Ich hab mir je drei Begriffe zu bestimmten Themen ausgedacht …“) steht innerhalb dieser Gesprächsrunde vordergründig für ein amüsantes Hilfsmittel, um kulturelle Eigendefinitionen und Erfahrungen herauszuschälen. Darüber hinaus funktioniert es allerdings auch als Sinnbild für zeitgenössische Wahrnehmungsmuster. Der Sog zur Reduktion und überschärfenden Fokussierung scheint ungebrochen zu sein. Also verfehlt das Verteilen von Kärtchen wie Detroit/Berlin/Köln oder Hetero/Schwul-Lesbisch/Bi oder Kopfhörer/Plattenkiste/Gästeliste auf die Gesprächsteilnehmer seine gleichermaßen plakative wie deduktive Wirkung nicht. Alles in allem bleibt das Gespräch allerdings eine nette Plauderei unter Freunden.
Neben dem Heft, das mit zahlreichen Portraits des Fotografen Tobias Vollmer abgerundet wird, beschenkt sich E’de Cologne mit einer überzeugenden Compilation. Hervorzuheben sind das skurrile „Tanz Baby“ von Hans Nieswandt ebenso wie das harmonisch perfekt ausbalancierte hymnische „Über Wiesen“ des Duos Tobias Thomas/Michael Mayer. Diese tauchen noch ein zweites Mal mit einem souveränen Remix von „Welcome back, Kotter“ von Tonetraeger auf. Doch der angenehm unernste und CSD-kompatible Schlusspunkt wird von Justus Köhncke mit seinem Remix von Marianne Rosenbergs „Lieder der Nacht“ gesetzt. Insgesamt ein sicheres Nikolaus-Geschenk.
E’de Love ist im September 2009 bei E’de Colgogne erschienen.