Klassiker: Gordon Lightfoot – If You Could Read My Mind

Die Brücke zwischen Folk und Pop war lange Zeit mit Strohballen und Traditionals besetzt. Die eine Seite kam einfach nicht zur anderen rüber. Man konnte zwar nach drüben schauen und wünschte sich einen freundschaftlichen Kontakt, doch jegliche Versuche sich zu nähern scheiterten erbärmlich. Gordon Lightfoot fuhr 1970 mit dem Bagger vor. Er wollte den Weg frei schaufeln. Er hatte genug vom Stempel des Folkfuzzies. Die bunten Charts, die tollen Feten und, die dazu gehörigen Damen, waren Anreiz genug. So ging es ins Studio. Zwei Gastmusiker reichten vollkommen. Gordon wollte alles selbst in die Hand nehmen. Elf Songs, darunter eine Cover-Version, wurden aufgenommen. Für die Verschnörkelungen wurden Stars angefragt. So auch Ry Cooder. „Hey Ry, kannst du mal mit ner Flasche über den Gitarrenhals fahren?“ Am Harmonium wurde Van Dyke Parks begrüßt. Auch er weiss, wo noch Zucker rein geblasen werden muss. Die Stringarrangments steuerte Randy Newman bei. Schweben für die Ewigkeit. Fertig war der Klassiker.
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Gordon war zwar bis dato kein Unbekannter. So schrieb er für Peter, Paul & Mary oder Johnny Cash coverte einige seiner Stücke, doch erst mit dem Album „If You Could Read My Mind“ erklomm er keuchend den Folk-Pop-Hügel und rammte seine Fahne in den moosigen Grund. Die erste Aufnahme von Kristoffersons „Me And Bobby McGee“ lässt dir all deine Freundschaften geheuchelt vorkommen. Janis Joplin adaptierte ein Jahr später den Song und wurde weltberühmt.
Der Über-Knaller war und ist natürlich der Song  „If You Could Read My Mind„. Bis heute so herzergreifend und wahrhaftig. Spitzenklasse. Doch auch „Sit Down Young Stranger“ und „Minstrel Of The Dawn“ haben nach Jahrzehnten nicht an Aussagekraft verloren. Gordons Stimme besitzt diese unglaubliche Färbung, die dir Freiheit schenkt und Trost spendet. Am Ende wäre man gern der „Ponyman„, der der Mitternacht entgegen reitet. Schön langsam. Nichts überstürzen. Die Katzen schlafen schon. Das Steckenpferd schnaubt und grummelt.
Bruder Leichtfuß bleibt ein Folk-Barde mit Hang zur Glitzerwelt. Kann man ihm nicht übel nehmen. Tolle Platte!
Erschienen 1970 bei Reprise Records/Warner

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