Atlas Sound – Logos

Bradford Cox taucht gerne mit dem Kopf in der Badewanne unter. Dann summt er ein Liedchen, plätschert mit Wasser und schreit: „INDIE“ gegen die Emaille. Nach dem Abtrocknen geht’s ins Wohnzimmerstudio und das eben Komponierte wird schnell aufgenommen. Auch Gäste dürfen Bradfords Badewasser kosten. Laetitia Sadier und Noah Lennox werfen sich den Bademantel über und schlurfen in Puschen durch die Stube. Pop wird klein geschrieben und mit disharmonischem Zuckerguss bestrichen.
Rock tauscht die dreckige Unterwäsche mit der Singer-Songwriter-Idiotie. Alles auf „Logos“ ist nur kurz angedacht. Themenabende werden weg gekifft. Dass Cox hauptberuflich Sänger bei Deerhunter ist, pimpt seine Vita ein wenig auf. „Introvertiert“ wird als Aufkleber an die Kühlschranktür gepappt. Das Brummen des Frosters inspiriert zu neuen Songs.
Kleinode mit schwirrenden Gitarren und krude Skizzen poltern durch angezerrte Muskelfasern. Das Quietscheentchen wird geköpft. Nichts soll zu schön sein und kindisch schon gar nicht. Musik ist Kunst und Künstler lieben ihren Drei-Tage-Bart. Gestutzt wird nur vor Presseterminen.
Klimpern und Säuseln auf höchstem Niveau. Bradford zieht den Stöpsel und lässt erkaltetes Wasser ab. Seine Finger sind schon ganz schrumpelig, doch er spielt weiter mit seinen Zehen. Kleine Wattebäusche werden dazwischen geklemmt, dann beginnt das Lackieren mit dem großen Onkel. Blutrot könnte die Trendfarbe des Winters werden.
Elliott Smith setzt sich eine Duschhaube auf. Die Haare dürfen nicht nass werden. Ambient-Rock für Warmduscher! Falls getanzt wird, dann mit Schwimmflügeln und Flossen. Vielleicht ist „Logos“ das Indie-Album des Jahres…
Und Elliott lässt sich nicht lumpen und schmeißt die Duschhaube in den überfüllten Wäschekorb. Scheiß auf die Haare. Im Himmel gibt es keine Spiegel. Atlas Sound schwebt über dem Globus. Ohne Unterlass.
Erschienen bei Kranky/4AD

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