Charlie Fink hält uns die Super8-Kamera vor die Nase und ruft „Action!“. Der Vorhang fällt und wir finden uns auf einer kleinen Theaterbühne wieder. Einige Spots sind gesetzt und das Bühnenbild lässt einen Zauberwald erahnen, doch dahinter erstreckt sich eine viel befahrene Straße. Im Orchestergraben sitzen die Jungs und untermalen die ausgeklügelte Dramaturgie mit Kammermusik-Pop. Klassische Instrumente werden zum Pint gereicht und London hält sich angenehm zurück. Das Hippe fährt im Cab davon.
Der Britpop öffnet seine Arme und umschließt die Fink-Brüder samt Film warmherzig. Wunderbare Gitarrenläufe umzingeln uns und lassen dich nicht mehr los. Charlie singt wie ein siamesischer Zwilling von Adam Green und Bill Callahan.
Die Indie-Schule hat dicht gemacht und „Noah And The Whale“ haben ihre Abschlußarbeit mit Bestnote zurück erhalten. Sogar Amerikanistiklehrer David Grubbs überreicht Charlie Fink das Folkpickingdiplom. Brian Wilson krempelt seine Hosenbeine um, denn soviel Sand hat er schon lange nicht mehr gesehen. Auch die wunderbaren Chöre dürften ihm sein Sommerfeeling schon im Frühling bescheren. Doch die ersten Tage sind trotz blauen Himmels noch etwas kühl.
Und Charlie zweifelt. An sich, an seiner Liebe, an der Kraft des Orchesterpops. Natürlich lässt er seine Schlafzimmertür nachts immer einen Spalt offen, so dass ein kleiner Lichtstrahl seine Nase umspielt. Die Melancholie haut der aufkommenden Sonne gerne mal eins auf die Zwölf. Grinsen sollen die Anderen. Wir zweifeln mit und verzweifeln fast. Die Singalongs von „Noah And The Whale“ werfen ihre Netze über uns aus. Wir krabbeln und versuchen uns zu befreien, doch die Musik ist so leise und zart. Wir können nicht entkommen und stellen uns beim Chorcasting hinten an. Wenn wir schon gefangen sind, dann wollen wir wenigstens mitmachen.
Die Epik ummantelt deine Alltagsaktivitäten und rührt dich zu kurzen Heulattacken. Traurig schön und zur Beruhigung kaufen wir uns einen Gong. Wir sind nachdenklich geworden. Zeitfenster werden an der Garderobe abgegeben. Lass es fließen und der Himmel färbt sich grau…
Erschienen bei Mercury Records