Der Erfolg von DJ-Kultur und HipHop hat spätestens seit den frühen 90er Jahren dem Plattenspieler, zu einem fast mythischen Status im Repertoire der Instrumente des Pop verholfen. Der Variantenreichtum der Einsetzbarkeit einer im besten Sinne begreifbaren und anschaulich erlebbaren Mechanik/Akustik-Schnittstelle hat sich in all den Jahren seither nie abgenutzt. Im Gegenteil; dass es immer noch neue Aspekte an Plattenteller und Direktantrieb zu erforschen gibt, beweist gerade mal wieder das Trio The Durian Brothers.
Am gestrigen Freitag, dem 25.09.2009 gaben die Brüder aus Anlass der veröffentlichung ihrer „Clubs EP“ ein Gastspiel im Düsseldorfer Club Salon des Amateurs. Mit dabei zwei Musiker des Instituts für Feinmotorik und Stefan Schwander, bekannt als Antonelli Electr. und zuletzt als Harmonious Thelonious. Gleich zu Beginn des Programms fasziniert eine zentrale Projektidee. Die vier Plattenteller der drei Brüder blieben leer, fast leer. Jedenfalls fand kein Gramm Vinyl während des ca. 50minütigen Live-Sets seinen Weg auf die Gummimatten.
Stattdessen wurden die Unterlagen mit allerlei kleinteiligem Material präpariert. Klebestreifen, CDs mit Klebestreifen oder gar Gummibandverspannungen mit daran streichenden Klebestreifen waren nur einige Varianten, die die Grundlage bildeten für warme, ungerade, oft sehr archaisch wirkende Rhythmusschleifen und Bassklänge. Der Trick bei der Versuchsanordnung: sobald der Teller sich in Bewegung setzt und der Tonarm auf der präparierten CD aufsetzt, wird der selbe durch eine Sperre neben dem Gegengewicht daran gehindert, bei fortschreitender Rotation des Tellers in Richtung Zentralachse zu schwenken. So bleibt ein weitgehend konstantes Loop gewährleistet, in das immer wieder verändernd eingegriffen werden kann.
Das besondere am Ergebnis des nahtlos pulsierenden Geflechts gegenläufiger Rhythmusschichtungen ohne Midi-Synchronisation war einerseits die Erkenntnis, dass sich 90BPM sehr oft durch gekonnten Versatz, wie 120 oder schneller anfühlen und andererseits die Tatsache, dass ein elektroakustisches Konzept mit tonaler MInimalmotivik durchaus eine experimentierfreudige und ausdrucksstarke afro-beat-verwandte Stilistik hervor bringen kann. Ein gleichermaßen viel versprechendes wie unterhaltsames Projekt, von dem man hoffentlich noch mehr hören wird.
Foto: Stephan Machac