Das Strickmützchen sitzt wieder eng am Kopf. Auch die Sonnenbrille gehört zum klassischen Afro-Beat, wie der Perkussionsbaum. Alles was Rhythmus schafft, darf geschüttelt werden. Tony Allen, mittlerweile 69, hatte zusammen mit Beatmaster Fela Kuti in den sechziger Jahren die Mixtur aus Jazz, Funk und afrikanischen Einflüssen ins Leben gerufen. Der Ausnahmedrummer und Meister der Polyrhythmik schmeißt nun, nach seinem Ausflug ins Pop-Genre (The Good, The Bad And The Queen), ein neues Afro-Beat-Geschoss auf den Weltmarkt.
Die Bläser triumphieren prächtig und ein Piano klimpert genüßlich gegen Gitarrenläufe an. Das WahWah-Pedal krümmt sich in der Sonne Nigerias. Fanfarenchöre singen sich in Trance. Auch Allen selbst hechelt ein paar Worte. Der Schweiß klebt am Muskel-Shirt. Die Popos wackeln im Takt des Afro-Soul und die munter aufgelegte Big Band zwiebelt sich sommerlich durch das Weltmusikwüstenschiff, dem vor lauter Tanzwut die Höcker verrutschen. Auch ein Akkordeon bringt neue Farbe ins Spiel. Warum sollte sich der Afro-Beat nicht auch dem Zahn der Zeit ein wenig unterwerfen? Doch politische Statements werden immer noch gut gelaunt rausposaunt und lassen uns Europäer mit Sand in den Augen zurück.
Alles natürlich schmissig produziert und sommertauglich. Auch wenn uns bald der anhaltene Regen die Stimmung vermiest, läd uns Allen auf eine Reise in die Dynamik des Funk ein. Sandalen raus und den eigenen Herzschlag spüren. Weltmusik gehört nicht auf Straßenfeste, sondern in die Stuben! Nicht nur in Paris. Man muss noch lange nicht seine Haare verfilzen lassen, um Anhänger des Grooves zu sein. Musikliebhaber reicht…
„Shout, protest und make some noise!“
Erschienen bei Worldcircuit