Nach John Cales Weggang und dem Abschluss eines neuen Plattenvertrags mit MGM Records veröffentlichten Velvet Underground im März 1969 ihr selbstbetiteltes drittes Album. Mit ihrer „Anti-Produktion“, so Gitarrist Sterling Morrison, machten sie es dem Hörer nicht leicht. Zwar ist „Velvet Underground“ mittlerweile ein Klassiker und findet sich beim Rolling Stone Magazine gar unter den 500 besten Alben aller Zeiten, doch kommerziell fand das Album keinen Anklang.
Daher versuchte die Band ihre Hörerschaft durch ausgiebiges Touren zu vergrößern, was im Oktober durch die Aufnahme des Live Albums „1969: The Velvet Underground Live“ dokumentiert wurde – allerdings erschien die Platte erst 1974.
Bereits am sechsten Mai fand sich die Band um Lou Reed wieder im Studio ein um an einem Nachfolger zu arbeiten. Bis Anfang Oktober desselben Jahres nahmen Velvet Underground in diversen Sessions 14 neue Stücke auf, die sich auch musikalisch genau zwischen dem folkigen „The Velvet Underground“ und dem poppigen Nachfolger „Loaded“ bewegen.
Währenddessen wechselte ihr Label MGM ihr Management wegen finanzieller Schwierigkeiten. Eben diese finanziellen Engpässe führten dazu, dass MGMs neuer Chef Mike Curb sich von weniger profitablen Acts trennte. Neben Frank Zappa und seinen Mothers Of Invention, Eric Burdon and the Animals also auch Velvet Underground.
Diese fanden allerdings schnell wieder Anschluss und signten bei Atlantic, wo sie mit „Loaded“ ihr letzes Album mit Lou Reed veröffentlichten. Gleichzeitig gingen sie auf den Wunsch von Atlantic ein, ein Album voll mit Hits zu schreiben, was die deutlich poppigere Ausrichtung erklärt.
Und dennoch zeigen eben die Aufnahmen zu ihrem unveröffentlichten vierten Album, dass die Band schon vor ihrem Wechsel zu Atlantic diesen Weg einschlugen. Gleichzeitig waren viele der Stücke auch Prototypen für Lou Reeds spätere Solokarriere. Tatsächlich veröffentlichte er „Ocean“, „I can’t stand it“, „Lisa says“ und „Ride Into The Sun“ 1972 auf seinem Solodebüt.
„Ocean“ und „I’m sticking with you“ wurden auch für „Loaded“ neu eingespielt, dann aber nicht veröffentlicht.
Letztendlich wurden in den 80er Jahren alle Aufnahmen zusammen mit früheren Demos und Outtakes auf den beiden Zusammenstellungen „VU“ (1985) und „Another View“ (1986) veröffentlicht. Sicherlich einer der Gründe, warum dieses „Lost Album“ trotz der Popularität von Velvet Underground niemals einen sonderlich großen Stellenwert erhielt.
Tracklisting:
01. „Foggy Notion“ – 06.05.1969
02. „Coney Island Steeplechase“ – 06.05.1969
03. „Andy’s Chest“ – 13.05.1969
04. „I’m Sticking with You“ -13.05.1969
05. „She’s My Best Friend“ – 14.05.1969
06. „I Can’t Stand It“ – 20.05.1969
07. „Ferryboat Bill“ – 19.06.1969
08. „Rock and Roll“- 19.06.1969
09. „Ocean“ – 19.06.1969
10. „Ride into the Sun“ – 05.09.1969
11. „One of These Days“ – 23.09.1969
12. „I’m Gonna Move Right In“ – 27.09.1969
13. „We’re Gonna Have a Real Good Time Together“ – 30.09.1969
14. „Lisa Says“ – 01.10.1969