Klassiker: Cher – 3614 Jackson Highway

Die wunderschöne Cher ist ausgebrannt. Ihre Solokarriere will nicht in Schwung kommen. Talent war schon immer vorhanden, doch der richtige Blick aufs Wesentliche noch nicht geschärft. Cher zweifelt und verzweifelt fast. In den Sechzigern lief der alte Gaul „Sonny & Cher“ noch weite Strecken. Hits wurden rausgehauen. Radiostationen dängelten sie bis zum Erbrechen runter. Cher luscherte nach mehr. Doch nichts wollte funktionieren.
Die Solokarriere wurde von allen wichtigen Menschen, Käufern wie Medienfuzzies, mit Samthandschuhen angefasst. 1969 ist das Leben auch nicht mehr so butterweich zu einem. Da kann man schon mal darüber nachdenken sein Aussehen zu verändern!
Auf einmal schied auch Sonny aus. War er nicht mehr gut genug? Die Labelvertreter suchten nach einer Veränderung. Neue Besen kehren besser. Ob da eine Cover-Platte die ernstzunehmende Lösung ist?
„3614 Jackson Highway“ floppte. Doch heute, Jahre später, erstrahlt das Album in vollem Glanz. Cher singt fantastisch. Drei Bob Dylan-Songs kommen locker aus der Hüfte. „Lay Lady Lay“ wird spontan zu „Lay Baby Lay“. Chers Timbre zieht dir die Mokassins aus. Ihre Stimme zieht in Arethas Körper und veranstaltet Voodoo. Man hat das Gefühl, Cher weint beim Singen. Mehr Gefühl geht nicht!
Alles ist kurz und knapp. Die Songs bleiben Songs und werden nicht unnötig in die Länge gezogen. Das Muscle Shoals-Studio beginnt eine steile Karriere. Auch Dylan und die Stones kehren kurze Zeit später ein.
Liebst du Coversongs? Greif zu Cher! Liebst du Soul? Du machst hier nichts falsch.
Mann, was hätte Cher nicht noch alles machen können. Gut, ihre Filmkarriere begann, doch musikalisch war der Wurm drin. Ihre späteren Discobeiträge mit Vocoderstimme nerven heute noch auf jeder Ü-30-Party. „3614 Jackson Highway“ ist ihre Visitenkarte. Leider leicht vergilbt, doch immer noch leserlich. Gutes Geschenk für Exfreundinnen!
Erschienen bei Collectors‘ Choice Music/Atlantic

0 Gedanken zu „Klassiker: Cher – 3614 Jackson Highway“

  1. Bei dem charakteristischen Effekt auf Chers Stimme in „Believe“ handelt es sich nicht um einen Vocoder, sondern um Autotune, ein Studiowerkzeug, das ursprünglich eingesetzt wurde, um Gesangsfehler zu korrigieren. „Believe“ war einer der ersten Popsongs bei dem ein überdrehtes Autotune als Effekt eingesetzt wurde.

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