Bloody Mary – Black Pearl

Ostinat treibt ein stolzes Drum-Pattern seinen Weg durch die Wüste der Stille. Es ist einsam und der Weg wird lang. Mit der Zeit macht sich Ungeduld breit. Werden wir verdursten? Moment, es gibt Hoffnung; aus der Ferne wehen streicherähnliche Synthesizer weiche Akkordflächen herüber. Welch Labsal! Doch, so weich und unverhofft sie kamen, so schnell hat sie der Wind wieder fortgetragen.
Verzweiflung, Hoffnung, Glück, Enttäuschung. Das Muster setzt sich fort. Immer stehen 4-to-the-Floor-Drums mit breiten Ellenbogen im Raum, als wollten sie sagen: „An mir kommt kein anderer Sound ungestraft vorbei!“ Immer gerade dann, wenn man die Zeitdehnung dieser Monothese akzeptiert hat, wird man mit einer unverhofften Variation beschenkt. Simpler Trick, der auf „Black Pearl“  mit gewissen Einschränkungen funktioniert.
Mal bringt eine männliche Stimme Geheimnis, mal Erlösung. Dann ist es wieder ein Synthesizermotiv, ganz schlicht, ganz einfach. Wie eine kleine Blüte im sandigen Meer, tröpfelt uns dieses nach kilometerlangem Marsch Erleichterung in unsere von einer schwarzen Sonne verbrannten Ohren.
Unermessliche Weiten. Dunkle Andeutungen, die keine Erlösung bringen, sondern meist nur Furcht. Immer Ausweglosigkeit. Und schließlich kommt der Tod. Es gibt kein Entrinnen. Niemals.
„Black Pearl“, das Debutalbum der aus Aix-en-Provence stammenden DJane Marjorie Migliacco, ist ein durch und durch von aktuellem Clubsound und Minimal Techno beeinflusstes Album, das in seiner spröden Reduziertheit starke Düsternis ausstrahlt. Diese wirkt zuweilen etwas überbetont und um Coolness heischend, passt aber ebenso zu Bloody Marys selbst bekundeter New-Wave-Vergangenheit, wie die in den Titeln zum Ausdruck gebrachten etwas schwülstigen Charles-Baudelaire-Zitate. Manche Längen scheinen verzeihlich, andere wieder nicht. Werden die Tracks durch angenehm düstere Motive sparsam verziert, so entstehen manchmal schöne Momente in Dunkelheit. Einzig „A Une Passante“ nervt in seiner Gänze durch Einfältigkeit.
Black Pearl ist im Juli 2009 bei Contexterrior erschienen. Hörbeispiele gibt es hier.

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