Kunst und Musik bestäuben sich gerne gegenseitig. Das hat Vorteile, kann aber auch störend sein. Stephen Prina versucht beides unter einen Hut zu bringen und er macht seine Sache ausgezeichnet. Bei Red Krayola einer von vielen zu sein, reichte wohl nicht aus. Ein Soloalbum musste her. Gut wenn man viele musikbegeisterte Kumpels aus der Szene kennt, die greifen einem gerne mal unter die Arme. 1997 gings ins Studio. Chicago war der Hotspot der Jazz und Postrock-Gemeinde. Jim O’Rourke hielt die Knöpfe im Visier und zeigte sein Können an diversem Instrumentarium. David Grubbs zerpflückte seine Gitarrensaiten zu einem Blumenmeer.
John McEntire wirbelte seine Sticks durch die Luft und ließ Prina auch in das Soma-Gemach schnuppern. Sam Prekop hauchte seine Kehlkopftöne durch Frühstückstütenpapier. Rob Mazurek trötete das Kornett durch die Abzugshaube. Also, einige Köche waren am Start. Zu viele? Auf keinen Fall! Ein Hammer-Album ist rausgesprungen.
Weiche Songs mit tollen Wendungen und Prinas Altherrensamtstimme lockern jeden Jazzakkord ungemein auf. Die Jungs halfen bei Texten und Songwriting. Wunderbar fluffig, spielerisch leicht rieselt die Musik durch den Tropf.
Chicago war zu dieser Zeit wohl der spannendste Ort der Welt. Labels wie Drag City und Thrill Jockey dominierten in vielen Szenen das Geschehen. Jeder kannte jeden und Prina war mittendrin.
Elf unsterbliche Klassiker sind entstanden. Prina tätschelt sein E-Piano und säuselt unglaublich erhaben:“Two strong cups of coffee on ordinary patio. Would I like to share something sweet? Sure, why not? Some standard and not-so-standard conversation, a moment of distraction, and then, quite suddenly, the entire world is reflected in your eyes, clearly.“
Ein Liebhaberstück. Wunderbar cheesy und kunstbeseelt zugleich. Bei der nächsten Vernissage einfach die Scheibe auf Random schalten oder zu Hause bei Kartoffeldruck und Photoshop elegant auf Künstler machen. Ein Bademantel könnte auch hilfreich sein…
Erschienen 1999 bei Drag City