Jason Molina versteckt sich hinter Will Oldham. Doch seine noch höhere Stimme verrät ihn. Auch die Neil Young-Badges an seinem dunklen Sakko leuchten im Dunkeln. Ein Tag vor Weihnachten 2007 stirbt Bassist Evan Farrell bei einem Feuer. Ein Konzeptalbum war nun angedacht, doch „Josephine“ ist kein Trauerkloß geworden. Das Saxophon in „O! Grace“ hält die Messlatte von Beginn an unglaublich hoch. Eine unbekümmerte Leichtigkeit schwingt in allen Songs mit. Dass natürlich keine überbordene Fröhlichkeit durch diese Lieder schunkelt ist aber auch klar wie Suppe. Molina zelebriert sein Americana bis in den letzten Akkord. Die Band meistert alle Muckerhürden mit Bravour. Warum also versteckt sich Molina? Er kann doch locker mithalten! Wenn seine Stimme von leisem Schluchzen in die Höhen schießt, fällt bei mir der Strom aus und ich muss den alten Kerzenleuchter ins Musikzimmer tragen. „Josephine“ ist eine Schönheit. Blond und drall. Klar, eindeutig traurig, doch mit wunderbar lichten Momenten.
Doo-Wop und Gospel fusionieren mit traditionsbewusstem Country. Molina sang wohl noch nie so schön, wie zu diesen von Steve Albini produzierten Aufnahmen. Vielleicht sein bestes Werk bisher. Es klingt nicht staubig eher zeitlos. Wunderbar zurückgenommen. Die Songs ufern auch nicht mehr so aus, wie auf älteren Platten. Alles was gesagt werden muss, passt in drei Minuten.
Das wahre Singer-Songwriter-Genre wird niemals aussterben, solange es Menschen wie Molina gibt, die sich einfach ihrer Tradition und Aussagekraft bewusst sind. Ein weiterer Meilenstein, um aus dem Bonnie „Prince“ Billy-Schatten zu treten. Für Fans eine unverzichtbare Kerze. Ich hab‘ dich immer gesehen, Jason! Ich bin stolz auf dich.
Erschienen bei Secretly Canadian